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Donnerstag, 21. April 2016

Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler

Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und Drogendealer. Wider besseres Wissen verliebt Anna sich rettungslos in ihn. Denn es gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen Jungen, der für seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das Anna tief berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen. Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern grausame Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr werden?

Anna ist 17 Jahre alt, steckt mitten im Abitur und lebt in der Nähe von Greifswald. Sie hat nicht wirklich viel mit den anderen Schülern Ihrer Stufe gemeinsam denn Anna ist noch eher kindlich, geht z.b noch gern Schlittenfahren, hatte noch nie einen Freund, spielt Querflöte und möchte Musik studieren.

Eher zufällig kommt Sie zum ersten Mal mit dem Außenseiter der Stufe, Abel Tannatek in Kontakt und wird neugierig denn Abel erscheint ganz anders als sein Ruf als Drogendealer, Militärjackenträger und „Böse Onkelz“ Hörer.
Sie beginnt Abel heimlich nach der Schule zu verfolgen und entdeckt dabei dass er außerhalb des Schulgeländes ein liebevoller Bruder ist der sich um seine kleine, 6 jährige Schwester Micha kümmert. Anna und Abel freunden sich locker an und die kleine Micha hat schnell einen Narren an Anna gefressen, so dass die Freundschaft zwischen Anna und Abel schnell tiefer wird und Anna sich in Abel verliebt.

Abel hat für Liebe aber eigentlich gar keinen Kopf und keine Zeit da er sich in jeder freien Minute um Micha kümmert denn seine Mutter, die Alkoholikerin Michelle, hat beide vor einiger Zeit sitzen gelassen und nun wohnen der 17 jährige Abel und die kleine Micha alleine in dem runtergekommenen Plattenbau, versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und vor dem Jugendamt zu verheimlichen dass Michelle weg ist.

Für Anna ist das alles eine völlig neue Welt denn sie selbst stammt aus reichem Haus, Ihr Vater ist Arzt und ihre Mutter Professorin. Um der kleinen Micha alles besser verständlich zu machen, erzählt Abel ihr immer wieder ein selbst ausgedachtes Märchen, welches er das ganze Buch hindurch immer wieder weitererzählt und an dem auch Anna schnell gefallen findet. Doch nach und nach beginnt Anna zu begreifen, dass in dem Märchen über die kleine Klippenkönigin, deren sichere Insel in Gefahr ist, viel mehr Wahrheit steckt als erwartet denn Abel verarbeitet in diesem Märchen seines und Michas Leben und lässt auch real existierende Personen in diesem Märchen auftauchen, was nach und nach immer düsterer und beunruhigender wird…! Und auch Abel beginnt sich zu verändern und Anna fängt an sich zu fragen, ob die anderen nicht doch Recht hatten als sie Sie immer wieder vor ihm gewarnt haben…

Die Geschichte beginnt direkt ziemlich düster, mit Blut auf weißen Fliesen, einer Toten im Winterwald und man wird sofort ziemlich neugierig. Generell hat mich das Buch sehr gefesselt und ich konnte es nur schwer wieder aus der Hand legen.
Der Kontrast zwischen Annas heiler und Abels trost-/hoffungsloser Welt ist sehr schön herausgearbeitet und die Geschichte selbst ist eigentlich komplett von Trostlosigkeit durchzogen, was aber auch in einem schönen Kontrast zu dem hoffnungsvollen Märchen steht, welches Abel immer wieder weitererzählt.

Die Geschichte über Abels Leben, geprägt von Geldsorgen, Zeitmangel, Angst vor dem Jugendamt und Einsamkeit wird halt immer wieder durch das wirklich niedliche Märchen der kleinen Klippenkönigin mit dem Diamantherz unterbrochen, welche von Ihrer kleinen und sicheren Insel (Plattenbauwohnung) fliehen muss, weil diese im Begriff ist unter zu gehen. Gemeinsam mit ihrem Freund dem Seelöwen (Abel selbst), macht sich die kleine Königin mit einem grünen Schiff auf den Weg um das sichere Festland zu erreichen und trifft dabei auf das Rosenmädchen, von der Insel der Rosen auf der alles schön und toll ist (Anna) und auf den Leuchtturmwärter (Abels Deutschlehrer). Die kleine Königin ist aber in Gefahr denn sie hat viele Verfolger die verhindern wollen dass sie und ihre Freunde das sichere Festland erreichen. Auch diese Verfolger sind real existierenden Personen wie z.b Michas leiblichem Vater oder dem Jugendamt nachempfunden…!

Ein wirklich ganz tolles Buch über den Kontrast zwischen Arm und Reich, über Hoffnung und Verzweiflung, darüber dass es nicht nur Gut und Böse, sondern auch Grauzonen gibt, über Freundschaft und Liebe und noch so viel mehr…!

Ein bisschen hat mich lediglich gestört dass Anna gegen Ende des Buches ein paar Entscheidungen trifft die eigentlich völlig unrealistisch und nicht nachvollziehbar sind! Aber wer aus Liebe noch nie eine oder mehrere unlogische Entscheidungen getroffen hat der möge den ersten Stein werfen…!
Gut gefallen hat mir auch, dass es kein typisches „Friede-Freude-Bratkartoffel-Ende“ gibt denn das hätte zu so einer düsteren und traurigen Geschichte auch nicht gepasst…!

Ein wirklich tolles Buch, welches ich auf jeden Fall wärmstens empfehlen kann!

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