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Montag, 30. Mai 2016

Arne Ulbricht - Nicht von dieser Welt




Heinz ist ein Single, der gern liest, Schach spielt und seinen Hund verwöhnt. Ein Mann, der weder Handy noch Fernseher besitzt, nicht auf Facebook ist und sich nicht für Fußball interessiert. Seinen Lebenstraum, junge Menschen als Lehrer für Sprache und Literatur zu begeistern, hat Heinz eigentlich längst begraben…
Doch plötzlich steht er in einem Klassenraum eines Gymnasiums der Generation Selfie und WhatsApp gegenüber. Dort sitzen Olaf und seine Freunde, die die Schüler gegen Heinz aufwiegeln und vor keiner Eskalation zurückschrecken. Aber da sind auch sein skurriler Kollege Sker und vor allem zwei Schüler, die seinen Schutz brauchen. Vor einer Klassenfahrt hofft Heinz auf einen Neuanfang. Doch es kommt anders und Heinz entschließt sich, den Schülern in diesem Psychokrieg eine grausame Lektion zu erteilen.

Heinz ist 36 Jahre alt und wollte immer Lehrer werden. Leider hat er nach seinem Referendariat keine Stelle gefunden und somit viele Jahre als unterforderter Fremdsprachensekretär gearbeitet. Durch einen Zufall bekommt er aber doch noch die Chance in seinem Traumberuf zu arbeiten und wird für den Deutschunterricht an einem Gymnasium eingestellt.

Heinz´ Leben ist ziemlich trostlos denn nicht nur dass er als 36 Jähriger Mann mit dem Namen Heinz durchs Leben gehen muss, er ist auch übergewichtig und passt eigentlich gar nicht in die heutige Zeit. Er hat keinen Fernseher, interessiert sich nicht für Facebook oder Twitter und hat auch zu seiner Familie wenig Kontakt denn er besitzt lediglich ein „Oma-handy mit Tasten“ und kann sich somit auch nicht an der whattsApp Familiengruppe beteiligen. Das möchte Heinz aber eh nicht denn er ist quasi das schwarze Schaf der Familie da er nicht so erfolgreich ist wie sein Bruder der Jurist oder seine Schwester die Ärztin. Zu Weihnachten bekommt er von seiner Familie seit Jahren immer wieder die selben Bildbände über Leuchttürme geschenkt.

Heinz hat eigentlich auch keine Freunde, zwar unterhält er sich alle 2 Wochen ganz nett mit seiner Friseurin aber außer der 18 jährigen Jenny, mit der er seit einem Jahr eine sehr sporadische und unkonventionelle „Beziehung“ (eigentlich ist er eher Vaterersatz) führt, hat er Niemanden. Seine ganze Liebe und Zuneigung gilt seinem Hund Franz, der neben Schach und Büchern von Karl May, Heinz´ einzige Freude ist…!

Eigentlich fängt es auf dem Gymnasium ganz gut an für Heinz denn die Schüler mögen ihn und es gelingt ihm auch die weniger guten Schüler zu motivieren und für den Deutschunterricht zu begeistern. Dies ändert sich allerdings sehr schnell als der Direktor und eine bestimmte Lehrerin ihm vorwerfen zu leichte Klassenarbeiten zu schreiben denn „die Schüler sollen nicht mit guten Noten motiviert werden, es dürfen nicht zu viele Schüler gute Noten haben! Wir sind hier ein Gymnasium und es geht darum schlechte Schüler zu selektieren“!

Heinz wird also gezwungen die nächste Arbeit knallhart zu gestalten und ist somit bei den Schülern, die sich verraten fühlen, sofort unten durch. Sie fangen an ihm das Leben schwer zu machen und da er Konfrontationen nicht mag und auch nicht weiß wie er mit ihnen umgehen soll, spitzt sich die Lage in der 9a immer weiter zu. Das Verhalten der Schüler wird immer schlimmer und bösartiger und schon bald belastet Heinz die Situation so sehr dass er ohne Schlafmittel kein Auge mehr zu bekommt…! In seinen alten Beruf will er aber nicht zurück da er für seine Familie dann wieder der Versager wäre und somit quält sich Heinz nun Tag für Tag in die Schule denn schließlich wollte er doch immer Lehrer sein…! Als dann auch noch in seinem kläglichen Privatleben immer mehr Probleme auftreten und alles außer Kontrolle gerät, beschließt Heinz zu drastischen Mitteln zu greifen um die Probleme in der 9a in den Griff zu bekommen…!

Die Geschichte wird aus Heinz´ Ich-Erzählperspektive erzählt und das Buch ist in drei Teile (Wendepunkte) unterteilt. Mit sehr viel Liebe zum Detail hat der Autor die Figur des 36 jährigen Heinz geschaffen, der irgendwie wirklich nicht in diese Zeit passt und nicht von dieser Welt zu sein scheint. Ich habe selten erlebt dass eine Figur so realistisch und detailliert beschrieben wurde, das hat der Autor wirklich großartig hinbekommen. In der Figur Heinz steckt sehr viel Herzblut und nicht nur in ihm sondern im gesamten Buch! Man hat das Gefühl tatsächlich Heinz´ stiller Begleiter zu sein und leidet richtig mit ihm. An einer bestimmten Stelle des Buches, als Heinz´ kleine Welt endgültig  zusammenbricht, habe ich sogar ein paar Tränchen vergossen…!

Das Buch ist einfach großartig, ich hatte es in Rekordzeit durch und konnte es kaum mehr aus der Hand legen. Nach lesen der Klappentextes hatte ich bereits eine Vermutung was Heinz wohl tun könnte und diese Ahnung hat sich im Laufe der Geschichte dann auch bestätigt, jedoch war das Ende trotzdem noch sehr überraschend und anders/tragischer als erwartet. Ich möchte aber auf keinen Fall zu viel erzählen, obwohl ich eigentlich noch gerne so viel mehr über dieses tolle Buch schreiben würde.

Wir alle waren mal Schüler, waren in Klassen die bestimmt auch dem einen oder anderen Lehrer (in gewissen Maßen ) auch mal das Leben schwer gemacht haben. Rückblickend hat man sich auch bestimmt schon mal gefragt wie das wohl für den Lehrer gewesen sein muss. Ich für meinen Teil muss aber gestehen, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe wie sich ein Lehrer fühlen muss wenn er nicht nur Probleme mit seinen Schülern, sondern gleichzeitig auch Probleme mit Kollegen hat die ihm das Leben schwer machen. Auch mit diesem (nicht unwichtigem) Thema hat sich der Autor hervorragend auseinandergesetzt denn nicht nur die Schüler, sondern auch die anderen Lehrer machen Heinz das Leben schwer und tragen wesentlich zum Ausgang der Geschichte bei...

Ein absolut vielseitiges, tragisches und extrem empfehlenswertes Buch!

Wirklich ganz großes Kino!!

2 Kommentare:

  1. Hört sich wirklich gut an. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, dass auch die Jungs durch die Schule durch sind und ich einfach mal so gar nichts mehr damit zu tun habe....

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