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Dienstag, 10. März 2020

Krankes Huhn, Mitgefühl, Tierliebe, Selbstbestimmung!


So jetzt folgt ein ganz besonderer und langer Blogeintrag der mir sehr am Herzen liegt!

Krankes Huhn:

2 ½ Wochen hatten wir einen tierischen Mitbewohner, nämlich Mathilde!

Eines Tages fiel uns auf dass es Matilde nicht gut ging! Sie stand nur aufgeplustert herum, bewegte sich nicht und wollte nicht fressen oder trinken! 2 Tage lang schauten wir uns das an und dann entschieden wir, dass etwas unternommen werden musste! Wir separierten Mathilde von den anderen und sie zog kurzerhand bei uns in der Wohnung ein! Nun ist es aber sehr schwer zu beurteilen was einem Huhn denn überhaupt fehlt denn die Symptome (aufgeplustert, Lethargie, nicht fressen) sind fast immer dieselben, damit zeigt ein Huhn halt dass es ihm nicht gut geht, die Ursachen können aber sehr unterschiedlich sein! So ein Huhn kann ja nicht sagen warum es sich nicht wohlfühlt oder was ihm weh tut..!
Wir holten Mathilde also in die Wohnung (ich dachte vielleicht an Ei-Stau und da hilft Ruhe und Wärme) und versuchten Sie zum fressen oder trinken zu bewegen! Aber keine Chance, sie wollte einfach nicht! Dummerweise war das am Wochenende und wir konnten erst einmal nichts unternehmen als ihr per Pipette Tee mit Traubenzucker einzuflößen und zu versuchen ihr ihre geliebten, getrockneten Mehlwürmer anzubieten! Aber es half alles nichts, sie wollte einfach nichts fressen (und sie ist normalerweise eine totale Fressmaschine und schluckt eigentlich alles was ihr vor den Schnabel kommt)!
Nach dem Wochenende ging es dann mit der Suche nach einem Tierarzt los der sich mit Hühnern auskennt und das ist im Jahr 2020 wirklich ein Alptraum, obwohl wir ja mehr oder weniger ländlich wohnen…! Ja ja, da haben wir „tolle“ Sachen erlebt, arrogante Arschlöcher die nicht helfen können aber Kohle machen wollen und die Taubenklinik Gelsenkirchen die uns tatsächlich abgewiesen hat weil wir die Eier der Mädels essen (kein Scherz)!
Wir haben sie dann aber gefunden, die neue Tierärztin unseres Vertrauens und sogar fast direkt umme Ecke – wat für ein Glück! Eine sehr große, dünne und resulute Frau die nicht viele Worte verschwendet, dafür aber beherzt zugreift, weiß was sie tut und auch recht ruppig (in Wort und Tat) sein kann! Ja als herzlich und überfreundlich würde ich die gute Dame wirklich nicht beschreiben, eher als Ruhrpott-Urgestein aber damit kommen wir persönlich gut klar…! Um es mal mit einem Dr. House Zitat zu verdeutlichen „Was wäre Ihnen lieber: ein Arzt, der Ihnen die Hand hält während Sie sterben, oder einer, der Sie ignoriert, während Sie gesund werden?“
Und was halt viel wichtiger ist: Die Frau hat echt Ahnung denn ist auch Geflügelärztin und davon gibt es wirklich nicht viele…!
Aber zurück zu Mathilde! Diagnose: Federlinge! Damit hatten wir absolut nicht gerechnet! Federlinge sind so eine Art Milben, von denen wir zwar schon gehört hatten, mit denen wir aber zum Glück noch keinerlei Erfahrungen sammeln mussten! Während man Milben wirklich deutlich als kleine, runde, krabbelnde Punkte sieht, die auch auf den Hühnern rum krabbeln, an den Wänden oder Sitzstangen wuseln und auch gern mal über Menschenhände laufen sobald man den Stall berührt, so sind Federlinge sehr unauffällig! Federlinge sind sooo winzig dass ich sie für Staub gehalten habe! Sie sitzen an der Unterseite der Federkiele der Schwung- oder Schwanzfedern und sehen halt einfach aus wie Staub! Ich hätte das im Leben nicht für Parasiten gehalten…! Tja und Mathilde war voll von den Viechern, die ihr so sehr zugesetzt haben dass sie am Ende Ihrer Kräfte war (Federlinge können Hühner bis zum Tode schwächen)! Sie war zu schwach zum Bewegen, zum fressen und trinken und sogar ihr Gleichgewichtssinn war so sehr geschwächt/gestört dass sie mit dem Kopf nicht den Boden berühren konnte…!
Natürlich fragten wir „Frau Dr. House“ ob es überhaupt Sinn macht Mathilde zu behandeln und mit „Sinn“ meinten wir nicht die anfallenden Kosten in Relation zum Preis des Tieres, sondern Ihre Überlebenschancen denn ohne Aussicht auf Erfolg wollten wir sie natürlich nicht unnötig leiden lassen…! Aber diese Bedenken schmetterte Frau Doktor direkt burschikos ab und meinte „Kamm und Lappen sehen noch gut aus, das kriegen wir wieder hin“!
Mathilde bekam eine Spritze, wir bekamen Aufbaupreparate die wir ihr einflößen mussten, und sollten sie mit lebenden Mehlwürmern und Haferflockenpampe zum fressen animieren! Nach der Spritze und der ersten Dosis Aufbaulösung hat sie dann auch immer mal wieder zumindest 2-3 Mehlwürmer und ein paar Schnäbelchen Haferflockensuppe gefressen und die nächsten Tagen verbrachten wir damit sie aufzupäppeln, ihr alle 2 Stunden Flüssigkeit einzuflößen und sie zu füttern denn alleine vom Boden fressen konnte sie ja nicht…!
Die anderen Mädels wurden von uns auf Federlinge untersucht (jetzt wussten wir ja wie sie aussehen und wo sie am Huhn zu finden sind) aber zum Glück sind die anderen Mädels nicht betroffen (was eigentlich sehr mysteriös aber durchaus möglich ist)! Natürlich wurde der Stall komplett gesäubert und die Mädels, Mathilde und der Stall wurden mit einem speziellen Spray eingesprüht! Wir waren noch weitere 2 Mal bei „Frau Dr. House“ denn sie wollte Mathilde nochmal sehen und auch Kotproben und Proben aus dem Stall auf Federlinge untersuchen (alles zum Glück negativ)! Mathilde ging es von Tag zu besser aber es waren nur kleine Schritte der Besserung, alleine vom Boden fressen und ordentlich laufen konnte sie lange nicht und somit war sie insgesamt 2 ½ Wochen bei uns in der Wohnung! Jetzt geht es ihr wieder gut und sie ist seit 4 Tagen wieder draußen bei den anderen Mädels!
Wirklich toll dass sie sich wieder so gut erholt hat (zwischenzeitlich hab ich nämlich nicht dran geglaubt) und toll dass wir eine so fähige, wenn auch spezielle Ärztin gefunden haben!
Und ich muss sagen dass ich von den Behandlungskosten immer noch schwer begeistert bin! Ich fasse mal zusammen: 3 Mal untersuchen, eine Aufbauspritze, 4 Spritzen Aufbaulösung zum einflößen, eine riesige Flasche Spray für Stall und die Hühner und die Kotuntersuchung im Labor für insgesamt 50 € finde ich wirklich extrem fair bzw günstig!

Leben mit einem „Wohnungshuhn“:

Die 2 ½ Wochen mit Mathilde waren anstrengend und zeitintensiv aber auch total schön!
Natürlich sind Hühner nicht stubenrein und ein gesundes Huhn kackt ungefähr 5x in der Stunde! Nun hatte Mathilde ja aber seit Tagen nichts mehr gefressen und wo nichts rein geht da kann auch nichts rauskommen…! Dazu kam noch dass ihr Gleichgewichtssinn ja wie gesagt völlig gestört war und das arme Hühnchen den ganzen Tag eigentlich nur einem alten Handtuch gestanden oder gelegen hat und sich nicht bewegt hat! Je besser es ihr ging, desto anstrengender wurde es aber natürlich auch! Bergeweise alte, vollgesch**** Handtücher, Heu das durch die Wohnung fliegt, Wollmäuse die durch bodennahes Flügelschlagen unter der Couch hervorgpustet wurden, Haferflockenmatsche auf dem Laminat und und und…!
Aber es war wirklich schön! Besonders der Drachentöter hat die Zeit mit Mathilde extrem genossen! Während ich für die Versorgung und das hinterherputzen zuständig war, hat er sich die Rosinen rausgepickt und Mathilde kräftig bekuschelt! Es ist wirklich unglaublich wie zahm Mathilde in den 2 ½ Wochen geworden ist! Klar haben wir zahme Hühner (Uschi und Kimi sind ja eher Katzen als Hühner) aber Mathilde gehörte eigentlich nie zu den „Kuschelhühnern“! Klar war sie auch nie scheu, hat aus der Hand gefressen aber sie hat sich nie wirklich anfassen lassen! Während der Wohnungszeit ist Mathilde aber zum totalen Kuschelhuhn mutiert und zwar in einer Art und Weise wie wir es im Leben nicht gedacht hätten! Wäre ich nicht dabei gewesen – ich würde es nicht glauben! Stundenlang blieb sie auf des Drachentöters Schoß sitzen, machte die Augen zu, ließ sich kraulen und schlummerte vor sich hin! Es ging tatsächlich sogar soweit, dass sie dem Drachentöter ein Ei in den Schoß legte (wie gesagt würde ich es auch nicht glauben wenn ich es nicht selbst erlebt hätte)! Als es ihr bereits deutlich besser ging, flatterte Sie sogar von alleine auf die Couch, kletterte freiwillig auf den Drachentöter und ließ sich zum kuscheln auf ihm nieder…! Das war wirklich unglaublich toll und niedlich und etwas ganz Besonderes…! Entsprechend groß war dann natürlich der „Abschiedsschmerz“ als Tilde wieder gesund war und zu den andere Mädels zurückkehren durfte/musste! Für den Drachentöter war das schon schwer denn die beiden haben wirklich eine ganz besondere Bindung aufgebaut und da Lunas Tod ja auch noch nicht lang her ist, genoss er es sehr wieder ein „Kuscheltier“ zu haben!
Auch ich war ein bisschen traurig denn die Zeit mit Ihr war wie gesagt etwas echt Besonderes und wirklich Schönes! Allerdings finde ich es auch schön jetzt nicht mehr hinter einem Huhn herputzen zu müssen denn das war schon sehr zeitintensiv und anstrengend…!

Natürlich sind der Zeit tolle Fotos entstanden die ich euch nicht vorenthalten möchte:



 Mitgefühl, Tierliebe, Selbstbestimmung:

Eigentlich könnte dieser Teil jetzt ein eigenständiger Blogeintrag werden, da er aber viel mit dem kranken Huhn zu tun hat und ich grad so schön im flow bin, werde ich jetzt einfach weiterschreiben und mich ordentlich auskotzen…!

Was ist eigentlich aus „leben und leben lassen“ geworden? Wann ist das abhanden gekommen? Wann sind die Leute so kaltherzig geworden? Seit wann ist nur noch akzeptabel was der großen breiten Masse und der gesellschaftlichen Norm entspricht? – Ich weiß et einfach nich! Seit einigen Jahren fällt mir schon auf dass diese Veränderungen stattgefunden haben aber noch nie ist es mir so krass aufgefallen wie in den letzten Wochen!
Ja wir sind herkömmlich betrachtet vielleicht ein bisschen verrückt und durchgeknallt aber was ist eigentlich dieses „Herkömmliche“ oder „Normale“? Das betrachtet doch jeder für sich bisschen anders, oder?! Aber die große, breite Masse hat da leider eine ganz klare Vorstellung von und andere Ansichten werden nicht akzeptiert! Es wird abfällig das Gesicht verzogen, mit den Augen gerollt, die Augenbraue hochgezogen, mit dem Kopf geschüttelt oder es werden blöde Kommentare vom Stapel gelassen…!
„Normal“ ist es wenn man Geld für immer neue Klamotten, Handtaschen oder Schuhe ausgibt! Es ist „normal“ zum Friseur zu rennen, Zur Kosmetikerin, sich künstliche Fingernägel anklatschen zu lassen (meine Güte, die gibt es bei der Geburt komplett umsonst) oder sich sogar permanent Makeup oder Haarverlängerungen verpassen zu lassen – Kräht kein Hahn nach, interessiert keine Sau!
Aber absolut NICHT normal ist es wenn man mit einem Huhn zum Tierarzt geht und für ein Huhn, das einst 15 Euro gekostet hat, 50 Euro Tierarztkosten ausgibt! Es ist völlig normal komplette Samstage im Kosmetik- und Nagelstudio zu verbringen aber völlig verrückt wenn man en kompletten Tag damit verbringt ein krankes Huhn zu pflegen und zu füttern…!
Seit wann muss man sich bitte so extrem für sein Tun und Handeln rechtfertigen und wer hat bitte wann festgelegt was normal und gesellschaftlich akzeptiert ist und was nicht??
Es kotzt mich so dermaßen an sag ich euch! Wann sind die Leute so kaltherzig geworden dass sie nicht mit einem kranken Tier mitfühlen auch wenn es „nur ein Huhn“ ist?! Nein so etwas verstehen die Leute einfach nicht, das ist ja nicht normal, das ist bekloppt…! Die Leute verstehen es einfach nicht und können es nicht nachvollziehen (was mich ehrlich gesagt etwas beängstigt)! Hühner sind auch Tiere, Lebewesen die Schmerzen empfinden können und es sind UNSERE Tiere und wir möchten einfach dass es Ihnen gut geht! Natürlich hätten wir nicht versucht auf Teufel komm raus Mathilde zu retten wenn die Ärztin gesagt hätte dass es keinen Zweck hat denn kein Tier soll sich unnötig quälen! Aber davon war ja auch nie die Rede, die Ärztin sagte von Anfang an „das kriegen wir wieder hin“! So haben wir also Geld und Zeit investiert und Mathilde geht es jetzt wieder gut!
„Aber es ist doch nur ein Huhn“ – Die Leute verstehen es einfach nicht! Und mit „Leute“ meine ich nicht unseren Freundeskreis denn ich umgebe mich nur mit Leuten die im Grunde die gleichen Ansichten und Einstellungen haben wie wir! Ja vielleicht sind wir tatsachlich etwas verrückt aber unsere Freunde (auf die eine oder andere Weise) auch oder können uns zumindest verstehen und akzeptieren…! Und natürlich haben wir und auch unsere Freunde viel gelacht weil es ja doch ziemlich skuril ist ein Huhn in der Wohnung zu haben aber wir sind nicht verurteilt worden…! Nein ich meine Bekannte, Arbeitskollegen etc denen es ja im Grunde auch absolut nichts angeht was wir machen und wofür wir unser Geld ausgeben! „Leben und leben lassen“ halt! Für all die oben erwähnten Sachen würde ich nie Geld ausgeben aber ich verurteile doch auch Niemanden oder halte ihn für bekloppt wenn er sein Geld im Nagelstudio lässt, ganze Nachmittage im Kosmetikstudio verbringt oder den ganzen Tag sein teures Auto poliert und die Felgen mit der Zahnbürste reinigt! Ist doch nicht meine Sache und geht mich auch nichts an! Jeder hat seine Interessen, Hobbies und Vorlieben für die er sein Geld und seine Zeit ausgibt!
Und selbst wenn man den Leuten sagt sie sollen die Hühner dann halt einfach als unser Hobbie betrachten wenn Ihnen schon das Mitgefühl für ein Huhn fehlt, selbst dann verstehen sie es nicht wirklich! Es ist halt nichts was die große breite Masse als „normal“ empfindet!
Ich selbst bezeichne mich als geizig, obwohl mir letztens erst gesagt wurde dass das so nicht stimmen würde und ich einfach nur sparsam bin! Ich schmiere mir zu Hause jeden Morgen meine Bütterken statt mir beim Bäcker belegte Brötchen zu kaufen, ich koche jeden Tag und esse die Reste dann am nächsten Tag auf der Arbeit! Ich gehe in der Mittagspause nie zum Dönermann, schnellen Chinesen oder in die Pommesbude (sollen die anderen machen wenn sie möchten aber mir is dat zu teuer)!
Ich besitze eine einzige Handtasche und in den letzten 4 Monaten habe ich mir ein paar Stiefel und einen Pullover gegönnt! Ich lese viel, kaufe mir meine Bücher aber fast nur gebraucht im Internet! Nicht weil ich das alles tun muss sondern weil ich so bin! Ich bin dazu erzogen worden aufs Geld zu achten und sparsam zu sein! Ich gebe mein Geld für die Dinge aus die mir wirklich wichtig sind und Klamotten, Handtaschen und tägliche belegte Brötchen vom Bäcker gehören halt einfach nicht dazu! Ich gebe lieber 50 Euro beim Tierarzt für ein Huhn aus das einmal 15 Euro gekostet hat und es geht die Leute einfach nichts an! Und weil ich so (gewollt) sparsam bin, kann ich diese 50 Euro auch einfach so für ein Huhn ausgeben und sie tun mir nicht ansatzweise weh…! Und selbst wenn ich auf dem Marktplatz stehen und mein Geld verbrennen würde dann wäre das immer noch MEINE Sache…! Ich arbeite für mein Geld also kann ich es auch ausgeben wofür ich will und das hat niemanden etwas anzugehen…!

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