Sonntag, 21. März 2021

Der „falsche Hahnentritt“!

   

So jetzt muss ich unbedingt einen außerplanmäßigen Blogeintrag einschieben denn es gibt eine Menge zu erzählen!

Vor etwas mehr als einer Woche hatte unser Hahn Gerd nämlich einen wirklich fiesen Unfall!

Aufgrund von Videomaterial (wir haben ja eine Kamera im Hühnerstall hängen weil Männer technische Spielereien einfach toll finden und wir noch eine Überwachungskamera übrig hatten) konnten wir den Vorfall zeitlich einordnen und rekonstruieren!

Gerd muss sich beim Laufen auf dem Nestrand oder beim Sprung aus dem Nest vertreten haben und abgerutscht sein! Dabei ist er mit einem seiner langen Sporen am Nestrand hängengeblieben und nach vorne übergekippt! So hing der arme Kerl dann ausgestreckt an einem Bein und mit dem Kopf nach unten ganze 5 Stunden lang mit dem Sporn am Nestrand fest!!

Als ich mittags in den Stall kam um die Nester zu säubern fand ich ihn in dieser Position und der Anblick war wirklich extrem fies! Wie eine Rinderhälfte im Schlachthaus hing er dort und bewegte sich nicht! Im ersten Moment dachte ich dass er tot wäre doch dann bemerkte ich dass er sich noch leicht bewegte! Ich stürzte zum Nest und befreite den armen Kerl! Er war halb bewustlos und erst längeres, sanftes Durchschütteln brachte wieder Leben in seinen Körper! Er konnte nicht stehen, ist immer wieder direkt umgefallen und laufen ging schon mal gar nicht!

Nach 20 Minuten konnte er wieder einigermaßen stehen aber laufen ging absolut nicht! In der Zwischenzeit hatte ich direkt bei unserer Tierärztin angerufen und konnte ein paar Stunden später auch direkt vorbei kommen denn schließlich wusste ich ja absolut nicht was für Folgen dieser Unfall hatte! Ist ein Bein gebrochen? Ist vielleicht ein Gelenk ausgekugelt? –Keine Ahnung!

Ein paar Stunden später saß ich also mit Gerd beim Tierarzt und die Erlebnisse mit einem Huhn beim Tierarzt sind immer gleich! Die Wartezeit ist nie langweilig denn ein Huhn beim Tierarzt ist ja schon ein Highlight und man kommt IMMER mit interessierten Leuten ins Gespräch! 

 

Und es gibt IMMER zwei verschiedene Arten von Reaktionen! Die einen finden es super und sind völlig begeistert dass man sich so gut um seine Tiere kümmert und sogar mit ihnen zum Arzt fährt auch wenn es „nur ein Huhn ist“! Die Anderen müssen einem IMMER (versteckt hinter vielen höflichen Lachern) mittteilen dass die beste Behandlung für ein Huhn doch der Kochtopf ist…! Na ja, kenn ich ja alles schon...!

Diesmal wurde ich von einer sehr interessierten und mitfühlenden Dame sogar vorgelassen weil ihr Gerd so leid tat –wirklich total lieb und süß!

Die Tierärztin stellte dann fest dass zum Glück weder etwas gebrochen oder ausgekugelt war! Sie schüttelte immer wieder den Kopf und sagte dass ihr so ein Unfall in ihrer ganzen Karriere noch nicht untergekommen ist…! Und da der eigentlich sehr scheue Gerd nun schon einmal dort und handlungsunfähig war, bekam er auch gleich die Sporen gekürzt damit so ein Unfall nicht noch einmal passiert…! Die Krallen schneide ich ja immer selbst aber an die Sporen hab ich mich einfach nie rangetraut! Ich hätte es auch gar nicht geschafft denn die Ärztin musste 3 verschiedene Zangen ausprobieren bis sie eine gefunden hatte mit der sie durch die dicken und steinharten Sporen durchkam…! Und auch sie wusste nicht so genau wie weit sie schneiden kann und schnitt nach Gefühl, wohl wissend dass sie ja (im Vergleich zu uns) die Möglichkeit zur Verödung hat, sollte sie doch zu weit schneiden…! Aber sie schnitt nicht zu weit und Gerds Sporen sind jetzt immer noch lang denn Hähne haben ja nun einmal Sporen aber nicht mehr so monströs lang…!

Diagnose: Extreme Trotteligkeit, Verstauchung oder Zerrung und am nächsten Tag wohl noch ordentlich Muskelkater!

Ärztliche Anordnung: Einzelhaft, nicht rennen, nicht springen und Schonung!

Also zog Gerd zu uns in die Wohnung denn mit den Mädels direkt vor dem Schnabel wäre das mit der Einzelhaft und der Schonung nichts geworden! Er wäre wie ein Tiger im Käfig hin und her gehumpelt und hätte unbedingt zu ihnen gewollt…!

 

Also holten wir Gerd zu uns und der Drachentöter war völlig begeistert denn seit Lunas Tod vor einem Jahr fehlt es ihm einfach immer noch sehr ein Tier in der Wohnung zu haben was er hegen, pflegen und betüddeln kann…! Meine Begeisterung hielt sich ein wenig in Grenzen denn die Tage zuvor hatte ich der Wohnung einen kompletten Frühjahrputz verpasst…!

Die ersten 3 Tage ging es Gerd wirklich schlecht! Er konnte zwar stehen, hatte dabei aber wie erwartet wohl ziemliche Schmerzen denn er lag fast nur im Heu und schlief sehr viel! 

 

 

Machte er doch mal einen Schritt so ist er direkt umgefallen, gestolpert oder umgeknickt! Selbst beim Putzen verlor er direkt das Gleichgewicht…! Ab Tag 3 ging es dann bergauf! Er stand oft, schlief viel weniger und konnte langsam und vorsichtig wieder einigermaßen laufen! Ein- oder zweimal pro Tag animierten wir ihn ein bisschen zum Laufen denn wir mussten uns ja ein Bild von seinen Fortschritten machen…! Er stolperte noch immer hin und wieder, lief sehr langsam und vorsichtig aber er machte deutlich sichtbare Fortschritte und konnte sich auch wieder Putzen ohne das Gleichgewicht zu verlieren…!

 


Je besser es ihm ging desto anstrengender wurde sein Aufenthalt aber natürlich auch! Nicht nur dass es sich bei Gerd ja nun mal um einen Hahn handelt und unsere Nächte entsprechend kurz waren (zum Glück sind wir hier die Vermieter), nein der gute Herr langweilte sich auch immer mehr in seinem Käfig…! An Tag 5 hielt ich noch einmal Rücksprache mit der Tierärztin und berichtete von Gerds Fortschritten! Sie war sehr zufrieden, ordnete aber unbedingt noch einige weitere Tage Schonung an damit sich seine Beine richtig erholen konnten…!

Die nächsten Tage verbrachte Gerd dann überwiegend als Freigänger in unserer Wohnung, ging auf Erkundungstour und ich verbrachte meine Zeit damit ihm hinterher zu putzen (aber das kennt man ja von Männern…)! ;-)



Und was wirklich erstaunlich war: Gerd war nie zahm und immer sehr scheu! Mit ausgestrecktem Arm auf unserer Seite und sichtlich Respekt und langem Hals von seiner Seite, fraß er uns zwar aus der Hand aber das war auch schon das höchste der Gefühle…! In der Wohnung wurde Gerd innerhalb kürzester Zeit sehr zutraulich und anhänglich und dackelte besonders dem Drachentöter (dem Mann mit den Leckerchen) ständig auf Schritt und Tritt hinterher…!

 


Nach 9 Tagen war es dann soweit! Gerd lief wieder komplett normal, stolperte nicht mehr und konnte zum Putzen und Kratzen sogar wieder auf einem Bein stehen! Höchste Zeit also zu den Mädels zurück zu kehren denn je länger die Abwesenheit dauert desto schlimmer ist schließlich die Rückkehr…!

 


Und leider war bzw ist seine Rückkehr wie vermutet und befürchtet nicht ganz so schön! In diesen 9 Tagen seiner Abwesenheit hat nämlich unsere größte Henne Lady Gaga die Herrschaft über das Volk übernommen und findet Gerds Rückkehr nicht so prickelnd…! Der arme Kerl, kaum gesund und jetzt gibt es ständig Prügel…! Lady Gaga (Maran) ist nämlich doppelt so groß wie Gerd (Wyandotte)! Aber da muss er jetzt leider durch und die Lage wird sich in ein paar Tagen auch wieder beruhigen…! 

Was für eine nervenaufreibende, spannende und trotz allem aber auch schöne Zeit mit Gerd in da house…!