Samstag, 9. Oktober 2021

Mit Otto in Niedersachsen!


Mein letzter Urlaub in diesem Jahr!

Der Drachentöter hat noch 2x Urlaub aber für mich war es das mit Urlaub in 2021!

Natürlich wollten wir unbedingt noch einmal mit Otto auf Tour gehen und hatten auf einen goldenen Oktober gehofft! Na ja, so golden war unsere Urlaubswoche zwar nicht aber es hätte durchaus schlimmer kommen können…!

Das Ziel unserer Tour machten wir, wie schon so oft, vom Wetter abhängig! Und da es ja bereits früh dunkel und somit auch kalt wird, wollten wir auch nicht mehr sooo weit weg fahren…! Also studierte ich die Wettervorhersagen und entschied mich für Niedersachsen denn ich wollte gern irgendwo hin wo wir mit Otto noch nicht gewesen sind!

Ich weiß nicht ob ich es schon einmal erwähnt habe aber ich bin immer die Planerin bei unseren Touren! Ich mache das einfach furchtbar gern, kann stundenlang nach Zielen und Wanderrouten im Netz recherchieren und mich richtig darin verlieren…! Der Drachentöter macht das gar nicht gern und ist froh dass ich daran so einen Spaß habe und er nur noch fahren muss…!

Am Mittwoch in der Früh sattelten wir also Otto und es ging los ins Weserbergland, knapp 200 Kilometer von zu Hause entfernt! Unser erstes Ziel war der Süntel, ein 440 Meter hoher Mittelgebirgsstock denn dort sollte uns unsere Wanderung auf den Hohenstein führen!

Dort angekommen stellten wir fest, dass der sehr abgelegene und große Wanderparkplatz auch ein ideales, erstes Nachtlager sein könnte! Ein großer Baum bot mit seinen dichten und tief hängenden Ästen ein tolles Blätterdach als Schutz vor eventuellem Wind oder Regen und es gab sogar eine Quelle an der man Wasser holen konnte…! Begeistert darüber dass das Nachtlager bereits gefunden war, brachten wir Otto und in Position und machten uns an den Aufstieg auf den Hohenstein!

Da die Steigung nicht ohne war, entschieden wir uns für eine 6 Kilometer lange Rundwanderung und wurden mit einem gigantischen Ausblick auf den Süntel und seine Klippen belohnt…!

Irgendwann am späten Nachmittag waren wir wieder an unserem Nachtlager und richteten uns erst einmal häuslich ein! Als es dann einmal für 15 Minuten leicht zu regnen anfing, entschieden wir uns dann doch dafür unser Regendach aufzubauen! Der Baum bot zwar guten Schutz aber bei einem möglichen Starkregen wären wir vermutlich doch nass geworden! Im Nachhinein war das gar nicht nötig denn diese 15 Minuten sollten alles an Regen gewesen sein aber das konnten wir ja vorher nicht wissen…!

Und auf einmal bekamen wir Besuch! Eine ältere und sehr nette Hippie-Frau kam mit Wasserkanistern um sich an der Quelle zu bedienen! Sie sah uns mit Otto und wir kamen sehr lange ins Gespräch denn es stellte sich heraus, dass diese Frau selbst einen umgebauten Bulli besitzt mit dem Sie auf Tour geht! Ist Sie nicht auf Tour dann wohnt sie in einem umgebauten Bauwagen ohne fließend Wasser und bedient sich deshalb regelmäßig an der Quelle! Wir kamen von Hölzken auf Stöcksken, tauschten Erfahrungen aus und haben uns so gut verstanden dass wir Sie fast noch zum Essen eingeladen hätten…!

Später sollten wir dann tatsächlich noch einmal Besuch bekommen und zwar von Steve, einem mittelmäßig unterhaltsamen Verschwörungstheoretiker der ebenfalls Wasser an der Quelle holte weil er dessen „heilende Wirkung“ so schätzt…! Steve blieb zum Glück aber nicht lange…!

Den Rest des Tages verbrachten wir dann in ruhiger Abgeschiedenheit und viel Amaretto-Apfeltee und Ouzo denn am Abend wurde es ziemlich kalt! Bis 21 Uhr hielten wir es draußen aus aber dann zogen uns wir uns doch in Otto zurück! Auf die Kälte waren wir aber bestens vorbereitet denn schließlich haben wir eine Standheizung und ein Durchgang (20 Minuten) reicht aus um Otto für mehrere Stunden muckelig warm zu bekommen…! Außerdem hatten wir „Wolf“ dabei, meine gigantisch große und ca. 50 Kilo schwere Kunstfelldecke, die ich letztes Jahr zum Geburtstag bekommen habe! Wolf ist eines der besten Geschenke das ich je bekommen hab denn er hält so unglaublich warm – einfach fantastisch! Die Nacht war also gar kein Problem und wir haben super geschlafen, auch ohne einen zweiten Durchgang Standheizung…!

Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück, ging es wieder los denn es sollte zum ITH gehen! Auch der ITH ist ein Mittelgebirge im Weserbergland und ca. 30 Kilometer vom Süntel entfernt! Dort angekommen entdeckten wir auch sofort einen super Schlafplatz mit traumhafter Aussicht über Berg und Tal und konnten unser Glück kaum fassen! Also wieder keine nervige Sucherei nach einem Schlafplatz –klasse! Den Brüller entdeckten wir aber dann: Ganz in der Nähe von unserem Schlafplatz entdeckten wir einen versteckten Grillplatz mit frei zugänglichem Plumsklo!! Wir haben sehr gelacht und uns über diesen „Luxus“ auch sehr gefreut…!

Dann ging es los und wir bestiegen den ITH! Unser Ziel waren die beiden Felsen „Adam und Eva“ und für dieses Vorhaben hatte ich eine 6 Kilometer lange Wandertrecke rausgesucht! Diese Strecke hatte es wirklich in sich, es ging zäh wie Kaugummi immer weiter nach oben, in endlosen und sehr langgestreckten Kurven…! Die Felsen und Klippen waren toll und den Aufstieg auf jeden Fall wert aber dann wendete sich das Blatt!

Der Drachentöter entschied nämlich spontan die Route auf eigene Faust „ein wenig“ abzuändern damit wir einen Teil der Strecke nicht doppelt laufen mussten...!

Wir schoben also einen „kleinen Schlenker“ ein und kamen somit dann auch am ITH Aussichtsturm vorbei, den wir ansonsten nicht passiert hätten…! Dieser „kleine Schlenker“ war 4 Kilometer lang! Ganze zusätzliche 4 Kilometer und das im Gebirge mit teilweise alpinem Charakter! Es war sowas von hardcore und ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so erledigt gewesen bin…! Der Drachentöter gab (im Gegensatz zu mir) übrigens nicht ein einziges Mal Klagelaute von sich, konnte er ja auch nicht denn schließlich war dieser „kleine Schlenker“ auf SEINEM Mist gewachsen…!

Wir brauchten für diese 10 Kilometer Wanderung den kompletten Tag und ich hätte nicht einen Schritt mehr weiter gehen können…! Es war eine wirklich tolle Tour, sie grenzte aber auch ganz stark an Körperverletzung…!

An Otto angekommen wollte ich nur noch 2 Sachen, nämlich sitzen und essen! Also schnell eine Dose Chilli warm gemacht und die tolle Aussicht genossen – völlig einsam und allein! Der Himmel war den Tag über komplett aufgerissen und wir konnten wunderbar in der Sonne sitzen! Später wurden wir mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt…! Da sich die letzten Wolken verzogen hatten, wurde es eine sternklare Nacht und kalt – richtig kalt! Wir tranken wieder ordentlich Amaretto-Tee und Ouzo und eigentlich hätten wir uns schon viel früher in Otto zurückziehen müssen aber es ging einfach nicht denn der Sternenhimmel fesselte uns einfach zu sehr! Soooo einen wunderschönen und gigantischen Sternenhimmel habe ich bisher nur in Bayern gesehen, man kann es nicht in Worte fassen!

Irgendwann stand ich einfach auf (vom Amaretto und Ouzo gut angeschickert), breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken, drehte mich im Kreis und ich schwöre ich hatte Tränen in den Augen weil ich in diesem Moment einfach so glücklich war! Es war ein absolut perfekter Moment!

DAS IST ES!! Für solche Erlebnisse lebt man doch, oder?! Ich kann einfach nicht verstehen dass es Leute gibt die nur zu Hause sitzen…!

Und dann kam ein kurioser Gänsehautmoment denn wir bemerkten dass Otto genau unterm großen Wagen stand – was für ein Anblick! Ich ärgerte mich etwas dass ich Kamera und Stativ nicht dabei hatte denn ich wollte dieses Bild unbedingt konservieren! Dann entdeckte der Drachentöter aber dass er an seinem Handy die „Belichtungszeit“ und die „Blende“ verändern kann und ihm gelang es tatsächlich Otto unterm großen Wagen zu fotografieren – was für ein fantastisches Bild, ich liebe es!!

 

Man mag es kaum glauben aber auch in dieser bitterkalten Nacht, reichte einmal Vorheizen mit der Standheizung aus! Und dank Wolf (ich habe ihn seit dieser Nacht heilig gesprochen) schliefen wir wieder super und ohne zu frieren…!

Als es hell war erwachten wir und dichter Nebel lag über Berg und Tal –futsch war die Aussicht! Und es war kalt, mein Gott war das kalt! So bitterkalt dass man es kaum ausgehalten hat und noch kälter als am Abend! Zum Glück brach der Nebel dann auf und die ersten, vereinzelten Sonnenstrahlen erreichten unser Plateau! Wie die Eidechsen stellten und setzten wir uns direkt in die Sonne…! Das Frühstück brachten wir schnell hinter uns denn wir wollten nur noch weg um aufzutauen…!

Wir beschlossen also erst einmal ein wenig mit Otto in der Gegend rum zu cruisen denn es sollte ein schöner Tag werden aber zuerst einmal musste die Sonne den Nebel besiegen…!

Irgendwann mittags war es dann auch soweit und wir beschlossen die nächste Wanderung in Angriff zu nehmen! Diese sollte uns wieder auf den ITH führen, allerdings an einer anderen Stelle! Unser Ziel nannte sich „Felsentor“ und war über eine kurze (4 Kilometer) aber extrem steile Wanderstrecke zu erreichen! Mein Gott war das steil, eine der heftigsten Steigungen die wir je bezwungen haben! Aber kurz und knackig steil ist uns wesentlich lieber als diese langgezogenen Steigungen die sich endlos dahinziehen…! Da uns die 10 Kilometer vom Vortag noch ordentlich in den Knochen steckten, reichte diese 4 Kilometer Tour auch völlig aus…!

Wir steuerten den nächsten Stellplatz an (den wir schon im Vorfeld über google earth erspäht hatten) und ich war sofort verliebt in diesen Platz! Ein kleiner und sehr einsam gelegener Wanderparkplatz direkt am Waldrand, von hohen Bäumen umschlossen aber in der Mitte trotzdem unter freiem Himmel!

Eigentlich wollten wir dort noch eine Nacht verbringen und uns am nächsten Tag dann auf den Heimweg machen aber wir entschieden uns aus Vernunft dagegen! Der Himmel war nämlich wieder absolut wolkenlos und es sollte wieder eine sternklare Nacht werden! Allerdings sollte es NOCH kälter werden als in der Nacht zuvor und in den höheren Lagen (also bei uns), stellenweise sogar Bodenfrost geben! Wir beschlossen dann schweren Herzens dass es jetzt gut sein muss! Was sollte auch noch kommen? Wir hatten bereits eine wunderschöne, sternklare  und unvergessliche Nacht im „5 Millionen Sterne Hotel“ hinter uns und am nächsten Morgen sollte es eh nach Hause gehen…! Man muss auch wissen können wann Schluss is…!

Wir packten also noch ein allerletztes Mal die Stühle aus, aßen gemütlich zu Abend und machten uns dann, wehmütig aber glücklich, auf den Weg nach Hause! Gegen 21 Uhr waren wir dann auch zu Hause…!

Das war ein wirklich toller Abschluss der Otto Saison 2021 mit wunderschönen Erlebnissen und Eindrücken! Der nächste Frühling kommt hoffentlich ganz bald und bis dahin bleiben uns ja immer noch Tagesausflüge…!

Die Fotos kann man sich wie immer hier anschauen:

 https://photos.app.goo.gl/JzWaecj3ZC2DWNTy8