So jetzt
folgt ein ganz besonderer und langer Blogeintrag der mir sehr am Herzen liegt!
Krankes
Huhn:
2 ½ Wochen
hatten wir einen tierischen Mitbewohner, nämlich Mathilde!
Eines Tages
fiel uns auf dass es Matilde nicht gut ging! Sie stand nur aufgeplustert herum,
bewegte sich nicht und wollte nicht fressen oder trinken! 2 Tage lang schauten
wir uns das an und dann entschieden wir, dass etwas unternommen werden musste! Wir
separierten Mathilde von den anderen und sie zog kurzerhand bei uns in der
Wohnung ein! Nun ist es aber sehr schwer zu beurteilen was einem Huhn denn überhaupt
fehlt denn die Symptome (aufgeplustert, Lethargie, nicht fressen) sind fast
immer dieselben, damit zeigt ein Huhn halt dass es ihm nicht gut geht, die
Ursachen können aber sehr unterschiedlich sein! So ein Huhn kann ja nicht sagen
warum es sich nicht wohlfühlt oder was ihm weh tut..!
Wir holten
Mathilde also in die Wohnung (ich dachte vielleicht an Ei-Stau und da hilft
Ruhe und Wärme) und versuchten Sie zum fressen oder trinken zu bewegen! Aber
keine Chance, sie wollte einfach nicht! Dummerweise war das am Wochenende und
wir konnten erst einmal nichts unternehmen als ihr per Pipette Tee mit
Traubenzucker einzuflößen und zu versuchen ihr ihre geliebten, getrockneten
Mehlwürmer anzubieten! Aber es half alles nichts, sie wollte einfach nichts
fressen (und sie ist normalerweise eine totale Fressmaschine und schluckt eigentlich
alles was ihr vor den Schnabel kommt)!
Nach dem
Wochenende ging es dann mit der Suche nach einem Tierarzt los der sich mit
Hühnern auskennt und das ist im Jahr 2020 wirklich ein Alptraum, obwohl wir ja
mehr oder weniger ländlich wohnen…! Ja ja, da haben wir „tolle“ Sachen erlebt,
arrogante Arschlöcher die nicht helfen können aber Kohle machen wollen und die
Taubenklinik Gelsenkirchen die uns tatsächlich abgewiesen hat weil wir die Eier
der Mädels essen (kein Scherz)!
Wir haben
sie dann aber gefunden, die neue Tierärztin unseres Vertrauens und sogar fast
direkt umme Ecke – wat für ein Glück! Eine sehr große, dünne und resulute Frau
die nicht viele Worte verschwendet, dafür aber beherzt zugreift, weiß was sie
tut und auch recht ruppig (in Wort und Tat) sein kann! Ja als herzlich und
überfreundlich würde ich die gute Dame wirklich nicht beschreiben, eher als
Ruhrpott-Urgestein aber damit kommen wir persönlich gut klar…! Um es mal mit
einem Dr. House Zitat zu verdeutlichen „Was wäre Ihnen lieber: ein Arzt, der Ihnen
die Hand hält während Sie sterben, oder einer, der Sie ignoriert, während Sie
gesund werden?“
Und was halt
viel wichtiger ist: Die Frau hat echt Ahnung denn ist auch Geflügelärztin und
davon gibt es wirklich nicht viele…!
Aber zurück
zu Mathilde! Diagnose: Federlinge! Damit hatten wir absolut nicht gerechnet! Federlinge
sind so eine Art Milben, von denen wir zwar schon gehört hatten, mit denen wir
aber zum Glück noch keinerlei Erfahrungen sammeln mussten! Während man Milben
wirklich deutlich als kleine, runde, krabbelnde Punkte sieht, die auch auf den
Hühnern rum krabbeln, an den Wänden oder Sitzstangen wuseln und auch gern mal
über Menschenhände laufen sobald man den Stall berührt, so sind Federlinge sehr
unauffällig! Federlinge sind sooo winzig dass ich sie für Staub gehalten habe!
Sie sitzen an der Unterseite der Federkiele der Schwung- oder Schwanzfedern und
sehen halt einfach aus wie Staub! Ich hätte das im Leben nicht für Parasiten
gehalten…! Tja und Mathilde war voll von den Viechern, die ihr so sehr
zugesetzt haben dass sie am Ende Ihrer Kräfte war (Federlinge können Hühner bis
zum Tode schwächen)! Sie war zu schwach zum Bewegen, zum fressen und trinken und
sogar ihr Gleichgewichtssinn war so sehr geschwächt/gestört dass sie mit dem
Kopf nicht den Boden berühren konnte…!
Natürlich
fragten wir „Frau Dr. House“ ob es überhaupt Sinn macht Mathilde zu behandeln
und mit „Sinn“ meinten wir nicht die anfallenden Kosten in Relation zum Preis
des Tieres, sondern Ihre Überlebenschancen denn ohne Aussicht auf Erfolg
wollten wir sie natürlich nicht unnötig leiden lassen…! Aber diese Bedenken schmetterte
Frau Doktor direkt burschikos ab und meinte „Kamm und Lappen sehen noch gut
aus, das kriegen wir wieder hin“!
Mathilde
bekam eine Spritze, wir bekamen Aufbaupreparate die wir ihr einflößen mussten,
und sollten sie mit lebenden Mehlwürmern und Haferflockenpampe zum fressen animieren!
Nach der Spritze und der ersten Dosis Aufbaulösung hat sie dann auch immer mal
wieder zumindest 2-3 Mehlwürmer und ein paar Schnäbelchen Haferflockensuppe
gefressen und die nächsten Tagen verbrachten wir damit sie aufzupäppeln, ihr
alle 2 Stunden Flüssigkeit einzuflößen und sie zu füttern denn alleine vom
Boden fressen konnte sie ja nicht…!
Die anderen
Mädels wurden von uns auf Federlinge untersucht (jetzt wussten wir ja wie sie
aussehen und wo sie am Huhn zu finden sind) aber zum Glück sind die anderen
Mädels nicht betroffen (was eigentlich sehr mysteriös aber durchaus möglich ist)!
Natürlich wurde der Stall komplett gesäubert und die Mädels, Mathilde und der
Stall wurden mit einem speziellen Spray eingesprüht! Wir waren noch weitere 2
Mal bei „Frau Dr. House“ denn sie wollte Mathilde nochmal sehen und auch
Kotproben und Proben aus dem Stall auf Federlinge untersuchen (alles zum Glück
negativ)! Mathilde ging es von Tag zu besser aber es waren nur kleine Schritte
der Besserung, alleine vom Boden fressen und ordentlich laufen konnte sie lange
nicht und somit war sie insgesamt 2 ½ Wochen bei uns in der Wohnung! Jetzt geht
es ihr wieder gut und sie ist seit 4 Tagen wieder draußen bei den anderen
Mädels!
Wirklich
toll dass sie sich wieder so gut erholt hat (zwischenzeitlich hab ich nämlich
nicht dran geglaubt) und toll dass wir eine so fähige, wenn auch spezielle Ärztin
gefunden haben!
Und ich muss
sagen dass ich von den Behandlungskosten immer noch schwer begeistert bin! Ich
fasse mal zusammen: 3 Mal untersuchen, eine Aufbauspritze, 4 Spritzen Aufbaulösung
zum einflößen, eine riesige Flasche Spray für Stall und die Hühner und die Kotuntersuchung
im Labor für insgesamt 50 € finde ich wirklich extrem fair bzw günstig!
Leben mit
einem „Wohnungshuhn“:
Die 2 ½ Wochen
mit Mathilde waren anstrengend und zeitintensiv aber auch total schön!
Natürlich
sind Hühner nicht stubenrein und ein gesundes Huhn kackt ungefähr 5x in der
Stunde! Nun hatte Mathilde ja aber seit Tagen nichts mehr gefressen und wo
nichts rein geht da kann auch nichts rauskommen…! Dazu kam noch dass ihr
Gleichgewichtssinn ja wie gesagt völlig gestört war und das arme Hühnchen den
ganzen Tag eigentlich nur einem alten Handtuch gestanden oder gelegen hat und
sich nicht bewegt hat! Je besser es ihr ging, desto anstrengender wurde es aber
natürlich auch! Bergeweise alte, vollgesch**** Handtücher, Heu das durch die
Wohnung fliegt, Wollmäuse die durch bodennahes Flügelschlagen unter der Couch
hervorgpustet wurden, Haferflockenmatsche auf dem Laminat und und und…!
Aber es war
wirklich schön! Besonders der Drachentöter hat die Zeit mit Mathilde extrem
genossen! Während ich für die Versorgung und das hinterherputzen zuständig war,
hat er sich die Rosinen rausgepickt und Mathilde kräftig bekuschelt! Es ist
wirklich unglaublich wie zahm Mathilde in den 2 ½ Wochen geworden ist! Klar
haben wir zahme Hühner (Uschi und Kimi sind ja eher Katzen als Hühner) aber
Mathilde gehörte eigentlich nie zu den „Kuschelhühnern“! Klar war sie auch nie
scheu, hat aus der Hand gefressen aber sie hat sich nie wirklich anfassen
lassen! Während der Wohnungszeit ist Mathilde aber zum totalen Kuschelhuhn
mutiert und zwar in einer Art und Weise wie wir es im Leben nicht gedacht
hätten! Wäre ich nicht dabei gewesen – ich würde es nicht glauben! Stundenlang
blieb sie auf des Drachentöters Schoß sitzen, machte die Augen zu, ließ sich
kraulen und schlummerte vor sich hin! Es ging tatsächlich sogar soweit, dass
sie dem Drachentöter ein Ei in den Schoß legte (wie gesagt würde ich es auch nicht
glauben wenn ich es nicht selbst erlebt hätte)! Als es ihr bereits deutlich
besser ging, flatterte Sie sogar von alleine auf die Couch, kletterte
freiwillig auf den Drachentöter und ließ sich zum kuscheln auf ihm nieder…! Das
war wirklich unglaublich toll und niedlich und etwas ganz Besonderes…!
Entsprechend groß war dann natürlich der „Abschiedsschmerz“ als Tilde wieder
gesund war und zu den andere Mädels zurückkehren durfte/musste! Für den
Drachentöter war das schon schwer denn die beiden haben wirklich eine ganz
besondere Bindung aufgebaut und da Lunas Tod ja auch noch nicht lang her ist,
genoss er es sehr wieder ein „Kuscheltier“ zu haben!
Auch ich war
ein bisschen traurig denn die Zeit mit Ihr war wie gesagt etwas echt Besonderes
und wirklich Schönes! Allerdings finde ich es auch schön jetzt nicht mehr
hinter einem Huhn herputzen zu müssen denn das war schon sehr zeitintensiv und
anstrengend…!
Natürlich
sind der Zeit tolle Fotos entstanden die ich euch nicht vorenthalten möchte:
Mitgefühl, Tierliebe,
Selbstbestimmung:
Eigentlich
könnte dieser Teil jetzt ein eigenständiger Blogeintrag werden, da er aber viel
mit dem kranken Huhn zu tun hat und ich grad so schön im flow bin, werde ich
jetzt einfach weiterschreiben und mich ordentlich auskotzen…!
Was ist
eigentlich aus „leben und leben lassen“ geworden? Wann ist das abhanden
gekommen? Wann sind die Leute so kaltherzig geworden? Seit wann ist nur noch akzeptabel
was der großen breiten Masse und der gesellschaftlichen Norm entspricht? – Ich weiß
et einfach nich! Seit einigen Jahren fällt mir schon auf dass diese Veränderungen
stattgefunden haben aber noch nie ist es mir so krass aufgefallen wie in den
letzten Wochen!
Ja wir sind
herkömmlich betrachtet vielleicht ein bisschen verrückt und durchgeknallt aber
was ist eigentlich dieses „Herkömmliche“ oder „Normale“? Das betrachtet doch
jeder für sich bisschen anders, oder?! Aber die große, breite Masse hat da
leider eine ganz klare Vorstellung von und andere Ansichten werden nicht akzeptiert!
Es wird abfällig das Gesicht verzogen, mit den Augen gerollt, die Augenbraue
hochgezogen, mit dem Kopf geschüttelt oder es werden blöde Kommentare vom
Stapel gelassen…!
„Normal“ ist
es wenn man Geld für immer neue Klamotten, Handtaschen oder Schuhe ausgibt! Es
ist „normal“ zum Friseur zu rennen, Zur Kosmetikerin, sich künstliche
Fingernägel anklatschen zu lassen (meine Güte, die gibt es bei der Geburt
komplett umsonst) oder sich sogar permanent Makeup oder Haarverlängerungen
verpassen zu lassen – Kräht kein Hahn nach, interessiert keine Sau!
Aber absolut
NICHT normal ist es wenn man mit einem Huhn zum Tierarzt geht und für ein Huhn,
das einst 15 Euro gekostet hat, 50 Euro Tierarztkosten ausgibt! Es ist völlig
normal komplette Samstage im Kosmetik- und Nagelstudio zu verbringen aber
völlig verrückt wenn man en kompletten Tag damit verbringt ein krankes Huhn zu
pflegen und zu füttern…!
Seit wann
muss man sich bitte so extrem für sein Tun und Handeln rechtfertigen und wer
hat bitte wann festgelegt was normal und gesellschaftlich akzeptiert ist und
was nicht??
Es kotzt
mich so dermaßen an sag ich euch! Wann sind die Leute so kaltherzig geworden
dass sie nicht mit einem kranken Tier mitfühlen auch wenn es „nur ein Huhn“
ist?! Nein so etwas verstehen die Leute einfach nicht, das ist ja nicht normal,
das ist bekloppt…! Die Leute verstehen es einfach nicht und können es nicht
nachvollziehen (was mich ehrlich gesagt etwas beängstigt)! Hühner sind auch
Tiere, Lebewesen die Schmerzen empfinden können und es sind UNSERE Tiere und
wir möchten einfach dass es Ihnen gut geht! Natürlich hätten wir nicht versucht
auf Teufel komm raus Mathilde zu retten wenn die Ärztin gesagt hätte dass es
keinen Zweck hat denn kein Tier soll sich unnötig quälen! Aber davon war ja
auch nie die Rede, die Ärztin sagte von Anfang an „das kriegen wir wieder hin“!
So haben wir also Geld und Zeit investiert und Mathilde geht es jetzt wieder
gut!
„Aber es ist
doch nur ein Huhn“ – Die Leute verstehen es einfach nicht! Und mit „Leute“
meine ich nicht unseren Freundeskreis denn ich umgebe mich nur mit Leuten die
im Grunde die gleichen Ansichten und Einstellungen haben wie wir! Ja vielleicht
sind wir tatsachlich etwas verrückt aber unsere Freunde (auf die eine oder
andere Weise) auch oder können uns zumindest verstehen und akzeptieren…! Und natürlich
haben wir und auch unsere Freunde viel gelacht weil es ja doch ziemlich skuril
ist ein Huhn in der Wohnung zu haben aber wir sind nicht verurteilt worden…! Nein
ich meine Bekannte, Arbeitskollegen etc denen es ja im Grunde auch absolut
nichts angeht was wir machen und wofür wir unser Geld ausgeben! „Leben und
leben lassen“ halt! Für all die oben erwähnten Sachen würde ich nie Geld
ausgeben aber ich verurteile doch auch Niemanden oder halte ihn für bekloppt
wenn er sein Geld im Nagelstudio lässt, ganze Nachmittage im Kosmetikstudio
verbringt oder den ganzen Tag sein teures Auto poliert und die Felgen mit der
Zahnbürste reinigt! Ist doch nicht meine Sache und geht mich auch nichts an! Jeder
hat seine Interessen, Hobbies und Vorlieben für die er sein Geld und seine Zeit
ausgibt!
Und selbst
wenn man den Leuten sagt sie sollen die Hühner dann halt einfach als unser Hobbie
betrachten wenn Ihnen schon das Mitgefühl für ein Huhn fehlt, selbst dann verstehen
sie es nicht wirklich! Es ist halt nichts was die große breite Masse als „normal“
empfindet!
Ich selbst
bezeichne mich als geizig, obwohl mir letztens erst gesagt wurde dass das so
nicht stimmen würde und ich einfach nur sparsam bin! Ich schmiere mir zu Hause
jeden Morgen meine Bütterken statt mir beim Bäcker belegte Brötchen zu kaufen,
ich koche jeden Tag und esse die Reste dann am nächsten Tag auf der Arbeit! Ich
gehe in der Mittagspause nie zum Dönermann, schnellen Chinesen oder in die
Pommesbude (sollen die anderen machen wenn sie möchten aber mir is dat zu
teuer)!
Ich besitze
eine einzige Handtasche und in den letzten 4 Monaten habe ich mir ein paar
Stiefel und einen Pullover gegönnt! Ich lese viel, kaufe mir meine Bücher aber
fast nur gebraucht im Internet! Nicht weil ich das alles tun muss sondern weil
ich so bin! Ich bin dazu erzogen worden aufs Geld zu achten und sparsam zu
sein! Ich gebe mein Geld für die Dinge aus die mir wirklich wichtig sind und
Klamotten, Handtaschen und tägliche belegte Brötchen vom Bäcker gehören halt einfach
nicht dazu! Ich gebe lieber 50 Euro beim Tierarzt für ein Huhn aus das einmal
15 Euro gekostet hat und es geht die Leute einfach nichts an! Und weil ich so
(gewollt) sparsam bin, kann ich diese 50 Euro auch einfach so für ein Huhn
ausgeben und sie tun mir nicht ansatzweise weh…! Und selbst wenn ich auf dem
Marktplatz stehen und mein Geld verbrennen würde dann wäre das immer noch MEINE
Sache…! Ich arbeite für mein Geld also kann ich es auch ausgeben wofür ich will
und das hat niemanden etwas anzugehen…!