Montag, 5. August 2019

Floßurlaub!


So Leute wir sind zurück aus dem lang ersehnten (Abenteuer) Urlaub! Diesmal waren wir nicht im Wald, nicht auf einer einsamen Insel, sondern mit einem sehr „rustikalen“ Holzfloß in Brandenburg auf der Havel!
Im Vorfeld ernteten wir sehr viele skeptische Blicke, schockierte Gesichter und „ihr seid ja bekloppt“ Ausrufe von Freunden, der Familie und von Bekannten! Aber das ist o.k denn wir wissen schließlich dass wir ein bisschen verrückt sind und stehen auch dazu…! Ich möchte auch betonen dass nicht ich es war die dieses Floß aufgerissen hat sondern der Drachentöter himself!

Durch Zufall stieß er auf den Naturcampingplatz „Wilde Heimat“ und erfuhr dass dieser auch Kanus und Flöße vermietet! Zuerst war es nur eine fixe Idee denn die Flöße bieten wirklich so gut wie keinen Komfort aber nach kurzer Überlegung stand für uns fest dass wir das machen werden!

So einen rustikalen und spartanischen Wildnisurlaub haben wir bisher noch nicht gemacht und ich glaube auch nicht dass das noch großartig unterboten werden kann, es sei denn man rennt mit Rucksack und Zelt durch die Pampa…!

Der Urlaub auf unserer „großen Bärin“ war einfach der Wahnsinn! Es hat uns so fantastisch gefallen, wir haben so viele Eindrücke gewonnen, gelernt und erlebt dass ich gar nicht weiß wie ich diesen Blogeintrag schreiben soll! Ich werde ihn also am besten wieder in verschiedene Kapitel unterteilen, das hat ja letztes Jahr mit dem Schwedenbericht schon super geklappt!

Wer also Lust auf einen langen und ausführlichen Bericht hat der darf gern weiterlesen:

Campingplatz und Floß:

Der Naturcampingplatz an sich ist schon super schön und ist eigentlich nur ein tolles Waldstück auf dem man Bauwagen zwecks Übernachtung mieten oder eigene Zelte aufstellen kann! Da der Campingplatz direkt bis ans Ufer der Havel reicht, wird er auch gern von Kanufahrern genutzt! Es gibt dort einen Toiletten- und Duschwagen (wie man die Dinger auf Festivals findet) und ansonsten eigentlich nicht viel! Es ist halt ein Naturcampingplatz, alles ziemlich auf Öko! Außerdem kann man dort Kanus mieten und halt die Flöße! Insgesamt hat der Campingplatz nur 3 Flöße im Angebot, von denen wir das Größte gemietet hatten!
Zum Glück hat der Drachentöter sich gegen mich durchgesetzt denn ich wollte eigentlich das Kleinste mieten weil es mir optisch am besten gefiel aber wir sind heilfroh dass wir uns dann doch für die „große Bärin“ entschieden haben! Alle drei Flöße verfügen über einen 8 PS starken Außenbordmotor und sind ohne Bootsführerschein fahrbar! Fließend Wasser gibt es nicht, man hat einen 20 Liter Wasserkanister dabei, es gibt eine Sandtoilette (dazu später mehr), zwei Gaskochplatten und einen Gaskühlschrank! Unser Floß war darüber hinaus das einzige Modell das, dank zweier Solarzellen auf dem Dach, über einen USB Anschluss verfügte, so dass man zumindest mal sein Handy laden konnte! Außerdem ist es das einzige Floß das ein Echolot (das uns wirklich gute Dienste erwiesen hat) an Bord hat! Das mit dem USB Anschluss ist zwar ne nette Sache aber oftmals auch sinnlos denn wie erwartet hatten wir die ganze Zeit nur extrem schlechten oder gar keinen Handyempfang! Allerdings hatten wir uns die Funklöcher noch größer vorgestellt…! Ansonsten gibt es keinen Strom auf dem Floß und auch sonst keinerlei Komfort! Es gibt 2 Stühle, 2 Bierzeltbänke, einen Tisch, und 4 relativ dünne Matratzen auf denen man schläft denn eigentlich ist das Floß für 4 Leute angelegt! Wie man sich das zu viert antun kann ist mir allerdings ein Rätsel, wir sind zu zweit wirklich gut klargekommen aber zu viert hätte ich da echt keinen Bock drauf gehabt! Wir haben auch jeder auf 2 Matratzen übereinander geschlafen und fanden es dennoch nicht gerade weich und zu viert nebeneinander hätte man sich echt nicht mehr rühren können, es war nämlich so schon ziemlich beengt…!
Alles in allem also kein Urlaub für Weicheier, Hygienefanatiker und Leute die auf ein Minimum an Luxus bestehen denn auf das alles muss man verzichten wenn man sich für solch ein Floß entscheidet –wir fanden es super…!

Planung, Ankunft, Einweisung und Start am erstern Tag:

Wir haben ja mittlerweile schon einige Male Einsamkeits-/Wildnisurlaub gemacht und wissen daher genau was man so alles braucht und mitnehmen muss um sich möglichst von Menschen und jeglicher Zivilisation fern halten zu können und so war es natürlich auch dieses Mal!
Mit dem Auto (vollgepackt mit den nötigsten und abgezählten Lebensmitteln für eine Woche) ging es also 600 Kilometer nach Fürstenberg in Brandenburg, voller Vorfreude auf unser Floß, viel Natur und Einsamkeit! Einziger Unterschied diesmal: Vorher hatten wir immer fließend Wasser, konnten uns also waschen, normal kochen und auch mal kurz duschen, diesmal fiel das natürlich flach! Zusätzlich bewaffneten wir uns also auch noch mit reichlich feuchten Tüchern und Waschlappen um zumindest ab und zu die Illusion von Sauberkeit erzeugen zu können denn zum ausgiebigen Waschen oder sogar duschen hätte der Wasserkanister niemals gereicht…!
Am Ankunftstag wurden wir von absolut widerlichem Wetter begrüßt, es war wolkig und grau, 27 Grad aber es herrschte eine Luftfeuchtigkeit von gefühlten 105%! Ich glaub ich habe noch nie so ein fieses Wetter erlebt und selbst mir (ich schwitze eigentlich nie richtig körperlich) lief der Schweiß den Rücken und die Schläfen runter! Nachdem wir das Floß beladen und ausgestattet hatten (es ist super aufgeteilt und es gibt für so eine kleine Fläche ziemlich viel Stauraum), waren wir bereits komplett  durchgeschwitzt und hatten 3 Flaschen Wasser getrunken! Der Drachentöter fuhr dann also spontan noch einmal los in den nahe gelegenen Ort um noch mehr Mineralwasservorrat zu bunkern denn sollte das Wetter die Woche über so bleiben dann hätte unser mitgebrachtes Mineralwasser im Leben nicht gereicht…! Später kletterte das Thermometer dann noch auf drückend-schwüle 33 Grad!
Dann gab es eine Erklärung des Floßes, Motor, Gaskochplatten, Gaskühlschrank, Sandklo usw. und wir kriegten eine Schulung über das An- und Ablegen, Verhalten auf Flüssen und Seen, es wurden die wichtigsten Schilder erklärt (eine Mappe zum Nachlesen bekamen wir aber auch), und es wurde erklärt wo man nicht anlege darf (Seerosen- und Schilfgürtel, sowie Bäume sind tabu) und das Schleusen wurden erklärt und besprochen! Danach gab es praktische Übungen in „Knotenkunde“, An- und Ablegemanöver wurden geübt und es gab eine kleine Probefahrt unter Aufsicht! Nach knapp 3 Stunden ging es dann los und wir bekamen eine Karte in die Hand gedrückt und wurden in die Freiheit entlassen…!

Im Gegensatz zu den anderen beiden Floßparteien, die gern Strecken mit guten Anlegemöglichkeiten, vielleicht noch zu erreichenden Restaurants und Supermärkten befahren wollten, wollten wir das alles natürlich überhaupt nicht habe erkundigten uns vor unserer Abfahrt über möglichst einsamen Strecken und Orte! Und wir hatten totales Glück denn havelabwärts ging es an der dritten Schleuse nicht mehr weiter da diese für das komplette Jahr 2019 gesperrt ist! Da die meisten Leute Rundtouren bevorzugen, wollte dort natürlich keiner hin und alle fuhren Flussaufwärts, was uns natürlich dazu bewegte in genau diese „Sackgassenrichtung“ zu fahren…! Unser Ziel war also in den nächsten Tagen die beiden passierbaren Schleusen zu nehmen und so lange zu fahren bis es nicht mehr weitergeht! Wir legten nämlich absolut keinen Wert darauf möglichst viele Kilometer zu fahren sondern so gut es geht einsam und allein zu sein, die Natur und die Stille zu genießen und so sollte es auch kommen...!

Aber es sollte erst am nächsten Tag so richtig losgehen denn nach 600 Kilometern Fahrt, diesem fiesen Wetter und der Einweisung, wollten wir den Tag einfach nur ruhig ausklingen lassen und genießen! Wir fuhren also nur kurz von der Havel auf den Stolpsee um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen und um schon mal zu schauen wo sich der benötigte Havelarm für unser Vorhaben befindet! Dann fuhren wir zurück auf die Havel und suchten uns unseren ersten Anlegeplatz für die Nacht! Wir fanden ein lauschiges Plätzchen und legten (noch etwas unbeholfen und holprig) an! Wir gingen schwimmen, aßen Abendbrot, angelten ein wenig (dazu später mehr) richteten uns für die erste Nacht ein und wurden ordentlich von den Mücken zerstochen, die uns direkt klarmachten was die nächsten Tage noch auf uns zukommen sollte…! Natürlich hatten wir reichlich Mückenkerzen im Gepäck und auch dat jute Mückenschutzspray aus Schweden aber das alles beeindruckte die brandenburgischen Mücken nicht wirklich! Wir hatten in dieser Woche weitaus mehr Mückenprobleme als in Schweden –unglaublich aber wahr…!

Angeln:

Nach unseren Angelerfolgen in Schweden, waren wir ganz heiß darauf wieder die Rute zu schwingen und eventuell auch in Brandenburg selbstgeangelten Fisch zu essen! Allerdings ist in Deutschland ja alles sehr kompliziert und man darf ohne Angelschein natürlich nicht einfach drauf los angeln (Wilderei: Geldstrafe bis zu 50.000 €)! Wir hatten aber Glück denn Brandenburg ist das einzige Bundesland in dem das Angeln ohne Angelschein erlaubt ist (allerdings nur Friedfisch)! Man kann sich bei der Touristeninformation eine vorübergehende Angelmarke und einen Fischereischein besorgen und darf dann Friedfische angeln! Eigentlich wollte uns die „Wilde Heimat“ diese Papiere im Vorfeld besorgen, die haben das aber irgendwie nicht auf die Kette gekriegt und total verpeilt! Aber da der Drachentöter ja eh nochmal Wasser holen ist, hat er diese Dokumente dann schnell und unkompliziert selbst bei der Touristeninformation geholt!
Er lernte im Vorfeld von Papa Engelchen diesmal also das Angeln auf Friedfisch (mit Pose) und hatte direkt super Erfolg! Die Angel war kaum im Wasser, da hatte er innerhalb von  15 Minuten bereits 3 Fische aus dem Wasser geholt! Allerdings waren das alles Babyfische, zum Essen noch nicht zu gebrauchen und wir haben sie deshalb verschont! Allerdings war es extrem schwer die Haken wieder aus ihnen raus zu bekommen (wir haben halt keine Übung) und somit hörten wir dann wieder auf zu Angeln weil wir keinen Bock auf diese Quälerei beim Hakenlösen hatten ohne dass wir die Fische dann essen würden…!

Zweiter Tag:

Ziemlich früh machten wir uns auf den Weg denn natürlich war der Drachentöter super heiß aufs Fahren und natürlich waren wir beide heiß auf Einsamkeit denn noch waren wir ja ziemlich dicht am „Heimathafen“ dran!
Also ging es los, quer über den Stolpsee, auf den anderen Arm der Havel! Dabei merkten wir schon dass wir beide keine besonderen Fans von Seen sind! Seen sind groß, sie sind voll, sie sind laut, es gibt mehr Wind und man hat weniger zu sehen (wie ich finde)! Mit dem Wind hatten wir übrigens mega Glück denn es war die kompletten 5 Tage so gut wie windstill, was bei so einem Floß und einem sehr kleinen Motor ja nicht unerheblich ist! Flöße sind zwar bei weitem nicht so windanfällig wie Hausboote, reagieren aber natürlich auch auf Wind! Das gute an unserem Floß: Es hat 4 richtig große Fenster, die sich komplett öffnen lassen und durch die der Wind dann komplett durchwehen kann, so dass es nicht mehr viel Angriffsfläche von der Seite gibt! Bei den meisten Hausbooten ist das nicht so denn sie sind viel größer und bieten eine Menge Angriffsfläche! Ich zitiere „Das ist als würde man versuchen eine Garage oder eine Schrankwand zu steuern“! Zum Glück blieb es wie schon erwähnt aber fast die ganze Zeit komplett windstill! Und die Temperaturen hatten sich am zweiten Tag auch beruhigt und pendelten sich die Woche über zwischen 22 und 25 Grad ein! Oftmals grau, schwül und drückend, aber es gab auch genug Sonne und auch 2 Regenschauer und ein nächtliches Unwetter (dazu aber später mehr)!

Es ging also quer über den Stolpsee auf den gegenüberliegenden Arm der Havel in Richtung erster Schleuse! Vorbei an Wassercampingplätzen wurde es auch schon einsamer (wobei man sagen muss dass in der Woche, trotz Sommerferien,  nirgendwo großer Verkehr herrschte, was uns natürlich sehr gut gefallen hat)! Dieses Stück der Havel hat uns mit am besten gefallen, es war landschaftlich unheimlich toll und wild und wir sollten auch dahin zurückkommen, zum einen weil das ja auch eh wieder unser Rückweg war aber auch weil wir dort eine Nacht verbrachten…!
Irgendwann kam dann die erste Schleuse (Schleuse Bredereiche) in Sicht und wir waren tierisch nervös und aufgeregt, vor allem weil alle Schleusen dort in Eigenbetrieb gehandhabt werden, einen Schleusenwärter gibt es nicht! Zum Glück ging es abwärts, was wir uns fürs erste Mal einfacher vorstellten! Im Laufe der Woche merkten wir aber das auf oder ab (zumindest für uns) keinen Unterschied macht! Als wir die Erklärungstafeln gelesen hatten ging es dann auch sehr gut und wir kamen ohne Probleme und mächtig stolz durch die Schleuse!
Der anschließende Havelabschnitt gefiel uns nicht ganz so gut! Natürlich war er auch toll aber nicht so wild und naturbelassen wie der Abschnitt davor und wir nannten ihn deshalb „Safariepark“! An den Ufern gibt es für unseren Geschmack einfach zu viele künstlich angesetzte Poller und Begrenzungen! Aber es wurde noch eine Nummer einsamer denn schließlich kommt man dem Ende der 2019er Sackgasse wieder ein Stück näher! Mittlerweile war es früher Nachmittag und wir legten kurz an um Mittag zu essen (Konservendose)! Währenddessen gab es einen kurzen, knackigen Regenschauer aber dann ging es auch schon weiter in Richtung nächster Schleuse (Schleuse Regow)!
Diese passierten wir dann sehr selbstsicher und stolz und danach waren wir wirklich komplett allein! Wir fuhren die nächsten Stunden bis zur gesperrten Schleuse Zaaren und es begegnete uns nicht ein einziges Boot, Floß oder Hausboot - einfach traumhaft! Dieser Abschnitt ist dann auch extrem Naturbelassen und wir fühlten uns dort einfach nur „angekommen“! Dort haben wir dann auch die nächste Nacht verbracht und es war sowas von großartig!

Dritter Tag:

Im Morgengrauen, beim Frühstück auf der Floßplattform haben wir dann tatsächlich auch besonderen Besuch bekommen denn eine Gruppe von 5 kleinen Wildschweinen stattete unserem Floß einen ziemlich nahen Besuch ab! Leider ging das so schnell dass nur ein paar schlechte Fotos entstanden sind, es war sooo toll! Mama Wildschwein war zum Glück nicht dabei…!
Und da wir in diesem Havelabschnitt so mutterseelenallein waren, wurde es langsam Zeit sich mal über das Thema Haarewaschen Gedanken zu machen! Notdürftig waschen konnte man sich ja immer wieder mal beim Schwimmen in der Havel (zumindest wurde der Schweiß mal runtergespült) aber ich  konnte die Havel ja schlecht mit Haarshampoo verseuchen! Also stand ich morgens um 7 Uhr splitternackig am Ufer und ließ mich vom Drachentöter mit einem Eimer kaltem Flusswasser übergießen (ein Erlebnis was man mal gemacht haben muss)! Auf Körperpflege darf man während so eines Floßurlaubs wirklich keinen Wert legen…! Auch sonst darf man nicht zimperlich sein denn auch das Abwaschen des Geschirrs, direkt in der Havel und ohne Spülmittel, ist bestimmt nicht jedermanns Sache…! Aber man gewöhnt sich an alles und ekelt sich auch irgendwann vor so gut wie nichts mehr, auch nicht vor dem eigenen Körpergeruch…!
Und auch wenn man schon fast 15 Jahre zusammen ist, so lernt man seinen Partner noch einmal intensiver kennen wenn man sich mit ihm ein „Katzenklo“ teilt! So oft es ging und möglich war, gingen wir natürlich in den Wald aber ab und zu ließ es sich leider nicht vermeiden und wir benutzen auch mal das Katzenklo! Aber im Nachhinein müssen wir beide sagen dass wir diese Sandtoilette wesentlich angenehmer fanden als Dixiklos auf Festivals, bei denen man alles vom Vorgänger sieht und riecht…! Das war bei dem Sandklo absolut nicht der Fall! Wir haben es dann aber auch immer sofort gelehrt und unsere Hinterlassenschaften im Wald vergraben (diese Aufgabe hab ich ohne Wenn und Aber dem Drachentöter aufs Auge gedrückt, darüber hab ich nicht mit mir diskutieren lassen)!

Wir legten also wieder ab und machten uns auf den Rückweg! Die beiden Schleusen diesmal Bergauf geschleust und immer stolzer wie gut das Schleusen mittlerweile klappte…!
Dieser Weg hat dann auch den ganzen Tag gedauert, dazu muss man aber sagen dass wir die komplette Woche immer sehr langsam unterwegs waren! Nicht weil wir ängstlich waren (der Drachentöter hatte das Floß super unter Kontrolle), sondern weil der Motor immer lauter wird je schneller man fährt und auf nervige Motorengeräusche hatten wir echt keine Lust denn wir suchen ja Ruhe und Entspannung und auf Kilometer kam es uns wie gesagt ja überhaupt nicht an…! Während der kompletten Zeit haben wir schätzungsweise 70 Kilometer mit dem Floß zurückgelegt!

Grillen:

Unser Floß verfügte über eine Feuerschale mit Grillrost und selbstverständlich hatten wir reichlich Grillgut dabei! Dumm nur dass es in Brandenburg die letzten Wochen genauso viel geregnet hat wie im Ruhrpott (nämlich gar nicht) und somit Waldbrandwarnstufe 5 herrschte! Einen großen Teil des Grillfleisches mussten wir deshalb leider in der Pfanne zubereiten aber wat will man machen? –Steckste ja nich drin…! Das Problem hatten wir in Schweden ja schon aber dort gab es ja zum Glück „Barbecue Island“! Was aber auf einem Fluss machen dessen Ufer dicht mit Bäumen bewachsen sind? Also hatten wir uns vom Grillen eigentlich schon verabschiedet, bis der Regen kam! Ein schöner, stetiger Landregen mit dicken Tropfen und zwar 3 Stunden lang! Wenn nicht heute grillen dann nie! Also war die nächste Mission einen geeigneten Grillplatz suchen an dem man bestenfalls auch noch über Nacht anlegen kann! Am besten natürlich mitten auf der Havel und auf der Plattform des Floßes grillen! Anker Vorne, Anker hinten –sollte machbar sein! Einsam genug war es ja um nicht im Weg zu stehen und es gibt auch richtig schöne breite Stellen wo man notfalls auch gut an uns vorbei kommen kann…! Also probiert und kläglich versagt! Anker Vorne, Anker Hinten können wir irgendwie nicht, haben wir ums Verrecken nicht hinbekommen…! Dann ein tolles Schild gesehen an dem wir uns über Nacht auf der Havel festzurren wollten aber aus der Heimat kamen schockierte Proteste also ließen wir es lieber sein (auf Experten sollte man schließlich hören auch wenn einem die Antwort nicht gefällt)! Dem Engelchen kam dann aber doch noch die zündende Idee und es erinnerte sich an eine Stelle am Ufer an der es tatsächlich mal keine Bäume gab und diese wurde dann aufgesucht und auch als Nachtlager genutzt! Grillen in der Einsamkeit und auf einem Floß –soooo toll! Das war das Sahnehäubchen des Urlaubs, das wir doch noch einmal grillen und anschließend am Feuer sitzen konnten!

Am Feuer saßen wir dann allerdings nicht lang denn ein Gewitter zog heran, es blitzte, donnerte und schüttete kräftig! Gegen 23 Uhr erreichte das Gewitter dann seinen Höhepunkt, es blitzte im Minutentakt und unfassbare Wassermassen gingen auf uns herab! Später haben wir dann erfahren dass dieses Gewitter tatsächlich als Unwetter deklariert wurde und heftig über Brandenburg und Berlin tobte und in Berlin zeitweise sogar der Notstand ausgerufen wurde! Und wir auf unserem kleinen Flößken…! Aber wir hatten es super festgemacht, es bewegte sich nicht einen Zentimeter, die Knoten und Haken hielten bombig- war ganz schön aufregend…!

Vierter Tag:


Am nächsten Morgen war der Himmel klar und wolkenlos und das Wasser der Havel war wärmer als die Luft, so dass wir erst einmal bei Morgennebel ne Runde schwimmen gegangen sind –sooo schön!

Dann brachen wir auf, raus aus der Einsamkeit denn ein bisschen mehr wollten wir dann doch noch sehen! Unser Ziel war die Woblitz! Also zurück in und über den Stoplsee und durch die Schleuse Himmelpfort in den kleinen Haussee und dann auf die Woblitz! Dort war es dann nicht so einsam (was wir aber wussten) denn dort war nichts gesperrt…! Aber auch dort kann man nicht sagen dass es überlaufen war und wir sind rückblickend noch immer überrascht wie wenig trotz Sommerferien und gutem Wetter überall los war…!
Die Woblitz wird übrigens als kleiner Amazonas bezeichnet und ich muss sagen dass diese Beschreibung durchaus passend ist! Zwar ist sie sehr flach und auch ziemlich schmal aber die Ufer sind wirklich toll anzusehen! Von der Woblitz ging es dann in den großen Lychensee aber der hat uns nicht so gut gefallen! Et is halt ein See: groß, Menschen, Wind, Geräusche –einfach nich so unsere Welt…! Wir erkundeten also den See und stellten fest dass dieser auch noch voller Tücken ist denn mitten auf diesem großen See schlug das Echolot auf einmal Alarm denn das Wasser war plötzlich nur noch 40 cm tief (unter 80 cm sollten wir nicht kommen)! Also schnell weg da und zurück auf die kleine, niedliche Woblitz, dann zurück über den Haussee, die Schleuse und in den Stolpsee! Und da der Tag noch recht jung war, fuhren wir noch in unseren Havel-Ausgangsarm (Siggelhavel) Richtung Heimathafen, allerdings am Heimathafen vorbei, die Havel hoch in den Schwedtsee und den Baalensee! Diese beiden Seen gefielen uns aber auch nicht sonderlich denn sie liegen direkt am Ufer des Städtchens Fürstenberg, man kann dort prima anlegen, sich Fürstenberg anschauen und einkaufen, was natürlich auch viele Leute tun…! Ne, Seen sind einfach nicht unser Ding, wir bevorzugen wirklich Flüsse…!

Und dann war auch schon die Zeit gekommen sich einen Anlegeplatz für die letzte Nacht zu suchen und der sollte etwas ganz Besonderes sein! Bereits am ersten Tag liebäugelten wir nämlich schon mit einer kleinen, einsamen Insel im Stolpsee (schätzungsweise 20 Meter lang) in die wir uns verliebt hatten! Dort wollten wir die letzte Nacht verbringen, die ja aufgrund der Floßrückgabe am nächsten Vormittag nicht sooo weit weg vom Heimathafen stattfinden musste…! Und welch ein Glück, kein anderer war vor uns auf die Idee gekommen und somit war die einzige anlegbare Stelle dieser Insel frei und wir eroberten uns die Insel…! Das war dann noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen dieser traumhaften Woche!

Bereits abends wurde uns das Herz ganz doll schwer denn wir wollten das Floß noch nicht abgeben und wollten noch nicht nach Hause! Ach hätten wir das Floß doch nur länger gebucht!! Aber das war uns einfach zu gewagt! Schließlich haben wir so etwas ja noch nie vorher gemacht und hatten absolut keine Ahnung! Vielleicht wären wir mit dem Floß gar nicht klargekommen, vielleicht wäre das Wetter extrem scheiße gewesen und vielleicht wäre uns das alles doch eine Nummer zu rustikal gewesen…!
Aber nein, es war alles einfach nur traumhaft und absolut perfekt! Wir würden alles genauso wieder machen nur halt länger! Gleicher Anbieter, gleiches Floß…!

Ich hatte im Vorfeld natürlich gehofft dass dieser Urlaub toll wird aber dass er so großartig sein würde damit hatte ich nicht gerechnet und er war eigentlich schon genauso großartig wie der Urlaub in Schweden! Wer hätte gedacht dass Brandenburg mit Schweden mithalten kann –also ich nicht!

Einfach nur traumhaft! Solche Urlaube muss man aber halt auch mögen…!

Und natürlich sind auch massig Bilder entstanden: