Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und
Drogendealer. Wider besseres Wissen verliebt Anna sich rettungslos in
ihn. Denn es gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen
Jungen, der für seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das
Anna tief berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Phantasie
verschwimmen. Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern
grausame Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr
werden?
Anna ist 17 Jahre alt, steckt mitten im Abitur und
lebt in der Nähe von Greifswald. Sie hat nicht wirklich viel mit den
anderen Schülern Ihrer Stufe gemeinsam denn Anna ist noch eher kindlich,
geht z.b noch gern Schlittenfahren, hatte noch nie einen Freund, spielt
Querflöte und möchte Musik studieren.
Eher zufällig kommt
Sie zum ersten Mal mit dem Außenseiter der Stufe, Abel Tannatek in
Kontakt und wird neugierig denn Abel erscheint ganz anders als sein Ruf
als Drogendealer, Militärjackenträger und „Böse Onkelz“ Hörer.
Sie
beginnt Abel heimlich nach der Schule zu verfolgen und entdeckt dabei
dass er außerhalb des Schulgeländes ein liebevoller Bruder ist der sich
um seine kleine, 6 jährige Schwester Micha kümmert. Anna und Abel
freunden sich locker an und die kleine Micha hat schnell einen Narren an
Anna gefressen, so dass die Freundschaft zwischen Anna und Abel schnell
tiefer wird und Anna sich in Abel verliebt.
Abel hat für
Liebe aber eigentlich gar keinen Kopf und keine Zeit da er sich in jeder
freien Minute um Micha kümmert denn seine Mutter, die Alkoholikerin
Michelle, hat beide vor einiger Zeit sitzen gelassen und nun wohnen der
17 jährige Abel und die kleine Micha alleine in dem runtergekommenen
Plattenbau, versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und vor dem
Jugendamt zu verheimlichen dass Michelle weg ist.
Für Anna
ist das alles eine völlig neue Welt denn sie selbst stammt aus reichem
Haus, Ihr Vater ist Arzt und ihre Mutter Professorin. Um der kleinen
Micha alles besser verständlich zu machen, erzählt Abel ihr immer
wieder ein selbst ausgedachtes Märchen, welches er das ganze Buch
hindurch immer wieder weitererzählt und an dem auch Anna schnell
gefallen findet. Doch nach und nach beginnt Anna zu begreifen, dass in
dem Märchen über die kleine Klippenkönigin, deren sichere Insel in
Gefahr ist, viel mehr Wahrheit steckt als erwartet denn Abel verarbeitet
in diesem Märchen seines und Michas Leben und lässt auch real
existierende Personen in diesem Märchen auftauchen, was nach und nach
immer düsterer und beunruhigender wird…! Und auch Abel beginnt sich zu
verändern und Anna fängt an sich zu fragen, ob die anderen nicht doch
Recht hatten als sie Sie immer wieder vor ihm gewarnt haben…
Die Geschichte beginnt direkt ziemlich düster, mit Blut auf weißen
Fliesen, einer Toten im Winterwald und man wird sofort ziemlich
neugierig. Generell hat mich das Buch sehr gefesselt und ich konnte es
nur schwer wieder aus der Hand legen.
Der Kontrast zwischen Annas
heiler und Abels trost-/hoffungsloser Welt ist sehr schön
herausgearbeitet und die Geschichte selbst ist eigentlich komplett von
Trostlosigkeit durchzogen, was aber auch in einem schönen Kontrast zu
dem hoffnungsvollen Märchen steht, welches Abel immer wieder
weitererzählt.
Die Geschichte über Abels Leben, geprägt von
Geldsorgen, Zeitmangel, Angst vor dem Jugendamt und Einsamkeit wird halt
immer wieder durch das wirklich niedliche Märchen der kleinen
Klippenkönigin mit dem Diamantherz unterbrochen, welche von Ihrer
kleinen und sicheren Insel (Plattenbauwohnung) fliehen muss, weil diese
im Begriff ist unter zu gehen. Gemeinsam mit ihrem Freund dem Seelöwen
(Abel selbst), macht sich die kleine Königin mit einem grünen Schiff auf
den Weg um das sichere Festland zu erreichen und trifft dabei auf das
Rosenmädchen, von der Insel der Rosen auf der alles schön und toll ist
(Anna) und auf den Leuchtturmwärter (Abels Deutschlehrer). Die kleine
Königin ist aber in Gefahr denn sie hat viele Verfolger die verhindern
wollen dass sie und ihre Freunde das sichere Festland erreichen. Auch
diese Verfolger sind real existierenden Personen wie z.b Michas
leiblichem Vater oder dem Jugendamt nachempfunden…!
Ein wirklich
ganz tolles Buch über den Kontrast zwischen Arm und Reich, über Hoffnung
und Verzweiflung, darüber dass es nicht nur Gut und Böse, sondern auch
Grauzonen gibt, über Freundschaft und Liebe und noch so viel mehr…!
Ein bisschen hat mich lediglich gestört dass Anna gegen Ende des Buches
ein paar Entscheidungen trifft die eigentlich völlig unrealistisch und
nicht nachvollziehbar sind! Aber wer aus Liebe noch nie eine oder
mehrere unlogische Entscheidungen getroffen hat der möge den ersten
Stein werfen…!
Gut gefallen hat mir auch, dass es kein typisches
„Friede-Freude-Bratkartoffel-Ende“ gibt denn das hätte zu so einer
düsteren und traurigen Geschichte auch nicht gepasst…!
Ein wirklich tolles Buch, welches ich auf jeden Fall wärmstens empfehlen kann!