Seit ein paar Jahren fahren wir ja mittlerweile mindestens einmal pro Jahr für ein paar Tage zum Wandern und jetzt war es wieder einmal
soweit! Unser Ziel war diesmal der Hunsrück denn vor ein paar Monaten stieß ich
zufällig auf die „Geierlay“ Hängeseilbrücke und dachte mir „Wow da will ich
unbedingt hin“! Jetzt muss man allerdings wissen, dass der Drachentöter unter
ziemlicher Höhenangst leidet und ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht wie
ich ihn dazu gekriegt habe in diesen Wanderurlaub einzuwilligen denn schon
allein bei dem Gedanken an die 100 Meter hohe, 360 Meter lange und nur 85
Zentimeter breite Hängebrücke zitterten ihm die Knie…! Ich denke es lag daran
dass ich unser Quartier auf einem kleinen Weingut an der Mosel gebucht hatte
und nach dem Wort „Weingut“ hatte er abgeschaltet und die Brücke irgendwie
verdrängt…! ;-)
Mir war wichtig dass wir möglichst früh im Jahr in
diesen Wanderurlaub starten denn bei frühlingshaftem Wetter herrscht an der
Brücke bestimmt Paselacken-Flachrennen und darauf hatte natürlich keiner von
uns Lust! Außerdem haben wir festgestellt, dass Wandern bei bedecktem Himmel
und Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad am angenehmsten ist, man möchte beim
Wandern eigentlich gar keine Sonne haben! Eine kleine, doofe Zwickmühle denn
bei sonnigem Wetter sieht natürlich alles viel schöner aus, das wandern wird
aber auch deutlich schwerer und man begegnet mehr Menschen…! Aus diesen Gründen
wollte ich also möglichst früh im Jahr zur Brücke, außerhalb der Ferien und
unbedingt auch unter der Woche!
Gebucht hatten wir eine kleine, hübsche
Appartementwohnung in dem winzigen Örtchen Treis-Karden und auch diesmal war es
gut dass wir unseren kompletten Proviant aus dem Ruhrpott mitgenommen hatten
denn wie erwartet gab es dort keine Einkaufsmöglichkeiten und auf großes
Rumgesuche nach einem Lebensmittelgeschäft in einem der Nachbarörtchen hatten
wir echt keinen Bock!
Wir stellten also fest dass Treis-Karden zwar sehr
niedlich ist, man dort aber nichts machen kann und somit fuhren am ersten Tag
nach Cochem, schauten uns den Ort ausgiebig an und gingen lecker essen denn der
„Brückentag“ sollte erst am nächsten Tag starten…!
Morgens brachen wir früh auf und fuhren in das
kleine Dörfchen Sosberg denn die Hängebrücke befindet sich auf einer
Wanderroute zwischen Sosberg und Mörsdorf! Eigentlich startet man die Runde in
Mörsdorf aber da ich bis zuletzt nicht wusste ob ich den Drachentöter überhaupt
über die Brücke gelockt bekomme, starteten wir die Route anders herum denn im
Zweifelsfall hätten wir so nur wenige Kilometer umsonst zurück gelegt und
hätten uns noch eine Ersatzwandertour aussuchen können…! Ich war bis zur finalen
Ankunft an der Brücke auch eigentlich ziemlich sicher dass ich diese alleine
überqueren und dann zurückkommen werde denn der Drachentöter war tierisch
nervös…! Und noch Jemand war tierisch nervös, nämlich dat beste Melli vonne
Welt! Sie leidet nämlich unter noch viel stärkerer Höhenangst als der Herr
Drachentöter und machte sich natürlich (totaaal süß) höllische Sorgen um uns
und sah uns schon samt Brücke in die Tiefe stürzen…! Ich nenne Melli jetzt nur
noch „Königin der Stalker“ denn sie hat während unserer Tour wohl so eisern am
PC oder Handy gesessen dass sie uns tatsächlich über die Webcam der Brücke
erspäht hat, obwohl sie nicht genau wusste wann wir überhaupt dort sein
würden…!!
Aber zurück zur Brücke: Das Wetter war super, nicht
zu kalt und nicht zu warm, öfter bewölkt, hin und wieder kam auch für längere
Zeit die Sonne raus! Alleine waren wir leider nicht aber es herrschte, wie erhofft,
auch kein großartiger Verkehr an der Brücke denn dann wäre der Drachentöter im
Leben nicht rüber gegangen! Zuerst einmal haben sich er und die Brücke
ausgiebig beschnuppert, sind um einander rumgetänzelt und dann hat er sie
tatsächlich bezwungen!! Ich bin sooo stolz auf ihn aber ich glaube dass er
selbst noch viel stolzer auf sich ist! Außerdem bin ich mir ziemlich sicher
dass er einen neuen Überquerungsrekord aufgestellt hat denn er flitze förmlich
zur anderen Seite, den Blick bloß nicht nach unten gerichtet, ich kam kaum
hinter Speedy Gonzales hinterher…! ;-) Für Leute mit Höhenproblemen ist es aber
auch wirklich ratsam nicht stehen zu bleiben denn dass die Brücke sich bewegt,
merkt man eigentlich erst wenn man auf ihr stehenbleibt…! O.K kurz nach der
Hälfte hat man es auch so gemerkt denn da schwanke dat Dingen auch während des
Laufens spürbar aber da war es ja eh schon zu spät und umkehren wäre echt
witzlos gewesen, das musste auch der Drachentöter einsehen…! Jedenfalls sind
wir wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen und der Drachentöter war
stolz wie Bolle und vollgepumpt mit Adrenalin! Ich bin dann noch einmal alleine
zurück auf die Brücke, habe ausgiebig Fotos geschossen und habe mich
fotografieren lassen –es war schon echt richtig cool!
Danach konnten wir also unsere geplante 10
Kilometer Wanderroute entspannt fortsetzen ohne eine Ausweichroute zu suchen! 10
Kilometer ist übrigens immer die durchschnittliche Strecke die wir uns zum
Wandern aussuchen denn wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass das
genau die richtige Länge für uns ist…! Wir wanderten also einen schönen
Rundweg, stiegen hinab ins Tal und erklommen es auf der anderen Seite wieder,
ohne die Brücke erneut überqueren zu müssen…!
Am nächsten Tag entschieden wir uns für den
„Masdascher Burgherrenweg“, der laut Internet zu den schönsten Wanderrouten
Deutschlands zählt und das können wir nur bestätigen den wir sind jetzt noch
hin und weg! Eine wunderschöne und extrem abwechslungsreiche Route, vorbei an
unzähligen Bächen, kleinen Brücken, kreativen und super schönen Rastpunkten!
Bergauf und bergab, durch dichte Wälder, tolle Schluchten, die teilweise auch
recht abenteuerlich waren! Es gibt kleine Höhlen und atemberaubenden Aussichten
–traumhaft schön! Teilweise fühlte man sich wie in einer Märchenwelt und der
plötzliche Anblick eines Knusperhäuschens hätte mich nicht überrascht..! ;-)
Nach 5 Kilometern erreicht man die Burgruine
„Balduinseck“, welche auch einen tollen und beindruckenden Anblick bietet!
Das Wetter war an diesem Tag noch einen Tacken
besser, es herrschte eigentlich pausenlos Sonnenschein und es wurde so warm
dass man sogar die Jacke ausziehen konnte/musste! Zum Wandern sogar schon fast
ein kleines bisschen zu warm aber wir waren ja oft mitten in den Wäldern, so
dass wir reichlich Schatten hatten…! Und das Beste –keine Menschen! Wir waren
Mutterseelen allein und haben während des gesamten Tages nur 2 andere Wanderer
gesehen…!
Einen kleinen Nachteil hatte diese großartige Tour
allerdings denn unsere Internetrecherche stimmte nicht ganz mit der Realität
überein! Laut Internet sollte diese Tour nämlich über eine Strecke von 10
Kilometern verlaufen, es waren aber deutlich mehr und jetzt im Nachhinein
glauben wir auch zu wissen wo unser Fehler lag! Der Wanderbericht nach dem wir
uns gerichtet hatten, stammt nämlich aus dem Jahr 2015 und zu der Zeit war die
Tour wohl auch noch 10 Kilometer lang! Mittlerweile ist die Tour wohl aber um 5
Kilometer erweitert worden und als wir nach knapp 10 Kilometern, ziemlich
fertig aber auch super glücklich so langsam das Ende erwarteten, stellten wir
fest, dass noch weitere 5 Kilometer vor uns lagen…! Jetzt mag man vielleicht
denken „na ja 5 Kilometer ist ja nicht sooo viel“, man darf aber nicht
vergessen dass wir schon 10 Kilometer gewandert waren und es einen riesigen
Unterschied macht ob man 5 Kilometer auf ebener und asphaltierter Straße zurücklegt
oder man sich über Stock und Stein durch Wälder bewegt…!
Jedenfalls war die
Vorstellung von weiteren 5 Kilometern echt schrecklich denn wir waren echt sehr
erledigt…! Zum Glück haben wir ja immer Garmin dabei (sobald man in Deutschland
ja nur ansatzweise die Zivilisation verlässt ist der Handyempfang ja gleich
null –ein Träumchen) und so suchten wir uns selbst eine Abkürzung, die
allerdings auch noch 3 Kilometer betrug und die es auch in sich hatte…!
Irgendwann kam ich dann an den Punkt an dem ich einfach nicht mehr weiter
wollte und ernsthaft überlegt habe einfach im Wald zu bleiben! Eine Flasche
Wasser und ein paar Kekse hatten wir noch dabei, ich hätte also überlebt...!
Mit dem Handy hätte ich für den Fall der Fälle ein Abschiedsvideo a la „Blair
Witch Projekt“ (nur mit weniger Rotze) gedreht und alles wär schön
gewesen…! ;-) Ich hatte meinen Suizid
durch Untätigkeit schon komplett durchgeplant aber der Drachentöter hat das
gerupfte Engelchen einfach nicht zurückgelassen und somit musste ich dann doch
weiter…! Er hat aber auch wirklich alles gegeben und ich weiß bis heute nicht
wo die Raucherlunge diese Energiereserven und diese Kondition hergeholt hat –wirklich
sehr erstaunlich! Vermutlich ist das so ein Evolutionsdingen „Weibchen in
Gefahr, muss für Weibchen stark bleiben und Weibchen retten“! ;-) Jedenfalls
hat er sämtliche Register gezogen um mich zu motivieren und hat sogar den Yotta
gegeben! Allerdings nützte auch das nichts denn ich fühlte mich nicht strong,
healthy and full of energy und der darauf folgende Lachanfall machte mir das
weitergehen auch nicht leichter…! Meist gehörter Satz während der letzten
Kilometer war übrigens „Siehst du diese Baumwipfel da hinten? -Dahinter kommen
bestimmt die ersten Häuser in Sicht…!“ Als wir dann irgendwann endlich wieder
am Auto waren, hätte ich am liebsten die Motorhaube geküsst! Der Drachentöter
fühlte sich da übrigens immer noch super! Zwar auch ziemlich erledigt und
durchgeschwitzt aber irgendwie immer noch full of energy –echt gruselig! Der
muss als Kind in den Zaubertrank gefallen sein, eine andere Erklärung fällt mir
dazu echt nicht ein…!
Eine wirklich großartige und wunderschöne
Wanderroute die schwer zu toppen sein wird, allerdings auch sowas von
hardcore…! Am nächsten Tag konnte man unsere Waden, Schienbeine und Füße
allerdings vergessen –Muskelkater from hell…! Dann ging es auch schon wieder zurück in den
Pott aber den nächsten Wanderurlaub haben wir schon im Hinterkopf…!
Natürlich sind auch wieder reichlich Fotos
entstanden: