Jeder hat doch ein paar Sachen, die er schon immer mal machen wollte, oder?
Ich meine keine großen Dingen sondern eher kleinere Sachen, die man schon immer mal ausprobieren wollte, zu denen man irgendwie aber noch nie gekommen ist oder für die immer die Zeit fehlte…!
Ich bin zwar recht ländlich aufgewachsen, habe einen großen Teil meiner Kindheit im Pferdestall verbracht, bin auch schon öfter in Kuhställen gewesen aber irgendwie hatte sich noch nie die Gelegenheit ergeben mal eine Kuh zu Melken, obwohl ich das immer schon mal machen wollte…!
Zum Geburtstag bekam ich vom Drachentöter deshalb ein super Geschenk, nämlich ein langes Wochenende auf einem Bauernhof, inklusive Kuhmelken!
Ich hatte mich tierisch über dieses tolle Geschenk gefreut aber leider gab es einen kleinen Beigeschmack denn der besagte Bauernhof liegt in der Eifel! Anfang Juni hatte der Drachentöter dieses Geschenk klar gemacht und ein paar Wochen später brach dann die Hochwasserkatastrophe über die Eifel herein! Wir wussten also gar nicht ob das Wochenende überhaupt noch stattfinden könnte/würde und trauten uns auch längere Zeit nicht nachzufragen…!
Anfang September fassten wir uns dann aber doch ein Herz und fragten vorsichtig mal nach ob wir denn noch kommen dürfen/können oder ob die gerade ganz andere Probleme haben als ein Ruhrpottmädchen das gerne mal Kühe Melken möchte…!
Man war ganz gerührt über diese zaghafte Nachfrage, sagte uns dass der Hof zum Glück nicht von der Flut betroffen war und man sich schon auf uns freue…!
Am Freitag ging es also ganz früh los in die Eifel! Ich freute mich sehr auf das lange Wochenende denn es sollte nicht nur gemolken sondern auch gewandert werden und der Drachentöter freute sich darauf zur Abwechslung auch mal wieder in einem Zimmer statt im treuen Otto zu schlafen…! Zugegeben, es hatte schon was für sich auch duschen zu können, vor allem weil wir das Wochenende bombenmäßiges Wetter hatten, ein richtig toller Spätsommer…!
In der Eifel angekommen bezogen wir erst einmal unsere Ferienwohnung und erkundeten dann (gemeinsam mit den beiden Hofhunden Benny und Luna) den Bauernhof! Neben 66 Milchkühen gab es nämlich noch reichlich anderes Getier wie z.b 50 Puten, viele Katzen, einen Esel und ein Pony, Hühner und Kaninchen!
Da um 18 Uhr gemolken werden sollte und es erst mittags war, brachen wir dann noch zu einer Wanderung auf denn natürlich hatte ich im Vorfeld auch ein paar Wanderrouten vorbereitet! Wir wanderten auf den Hochkelberg, den höchsten Berg in der Vulkaneifel, der auch nur wenige Kilometer vom Hof entfernt war! Das war eine sehr schöne Tour, durch das schwülwarme Wetter allerdings anstrengender als gedacht…!
Um 18 Uhr fanden wir uns dann im Kuhstall ein, startklar zum Melken!
Ich hatte gedacht dass ich mal kurz Melken darf (da mich das seit jeher schon immer sehr interessiert hat, wusste ich über die Technik auch schon bescheid) aber ich hätte nicht gedacht dass wir so sehr mit einbezogen werden würden –echt toll!
Pro Seite stehen immer 5 Kühe gleichzeitig im Melkstand, die Vorher mit dem Lockruf „Hallo Kühe“ gerufen werden und die dann freiwillig in den Melkstand kommen –total putzig!
Sehr überrascht hatte mich dass alle 66 Milchkühe Namen haben und von der Bäuerin auseinander gehalten werden können!
Auch ihre individuellen Charaktereigenschaften sind der Bäuerin bestens bekannt und so bekam ich ab und zu kleine Hinweise wie z.b „bei der musst du vorsichtig sein, die ist etwas zickig“ oder „die lass mich mal machen, die ist etwas kompliziert, da kriegst du keine Milch raus“!
Ich durfte die Kühe also Anmelken, bevor die Maschine zum Einsatz kam! Nach dem Melken bekommen die Kühe nämlich eine Art wässrige Salbe auf die Zitzen, die die Haut beruhigt, die Zitzen bis zum nächsten Melken aber auch quasi mit einem Pfropfen verschließt damit keine Keime oder Bakterien ins Euter gelangen! Vor dem nächsten Melken muss dieser Pfropfen wieder raus, deshalb werden die Kühe per Hand Angemolken…!
Und jede Kuh ist beim Melken individuell! Bei manchen geht es einfach, da fließt die Milch sofort, bei anderen ist es schwieriger die Milch „in Gang“ zu bekommen…! Am Anfang war ich auch etwas zu zaghaft, schließlich wollte ich den Kühen ja nicht wehtun…!
Die Bäuerin fragte uns ob wir denn auch bis zum Schluss mithelfen wollen und da uns das Ganze großen Spaß machte und sehr interessant war, willigten wir sofort ein! Sie hatte nämlich vor ein paar Wochen eine Knieoperation und war noch nicht wieder ganz auf dem Damm und der Bauer schob wegen des schönes Wetters eine Nachtschicht beim Heuwenden ein, so dass unsere Hilfe sehr gelegen kam…! Ich habe also 66 Kühe per Hand Angemolken! Der Drachentöter tat sich mit dem Anmelken recht schwer, so dass er es irgendwann aufgegeben hat und sich stattdessen lieber auf die elektrische Melkmaschine konzentriert hat! Mit dieser kam wiederum ich nicht gut klar, so dass wir uns schnell einig waren: Engelchen Anmelken – Drachentöter elektrische Melkdinger anbringen!
Nach den ersten 20 Kühen hatten wir den Bogen dann richtig gut raus und waren tatsächlich eine richtige Hilfe…! Das hat uns wirklich sehr gefreut denn so waren wir nicht nur ein paar Touris die bespaßt werden wollten sondern sogar richtig nützlich…!
Nach 2 Stunden waren alle 66 Kühe gemolken und wir waren ziemlich erledigt und sahen obendrein aus wie Säue…! Ja die Empfehlung zu Gummistiefeln und Regenjacke war schon sehr gut denn hin und wieder macht so eine Kuh dicht neben einem auch schon mal Pipi oder Schlimmeres…!
Jedenfalls war das ein ganz tolles Erlebnis/Erfahrung und die Bäuerin bedankte sich herzlich für unsere Hilfe! Einen Krug Milch fürs Frühstück bekamen wir dann natürlich auch –frischer geht es ja wohl nicht! Und wir haben die Milch sogar super vertragen denn wir hatten ein wenig Bedenken ob unsere Mägen unbehandelte Milch überhaupt akzeptieren würden…!
Am nächsten Morgen brachen wir dann zu einer weiteren Wanderung auf aber dazu mussten wir noch ein Stück fahren denn wir wollten zur „Teufelskanzel“, einem Aussichtspunkt auf dem „Krufter Ofen“, einem Basaltschlacken Vulkan, aufsteigen!
Das Wetter war zum Glück nicht so drückend wie am vorherigen Tag, dafür ballerte die Sonne aber schon früh und es wurde ein sommerlicher, 23 Grad warmer Tag! Die 8 Kilometer lange und teilweise alpine Wandertour, wäre schon an kühleren Tagen anstrengend genug gewesen, so war sie allerdings wirklich hardcore aber auch super schön und abwechslungsreich…!
Abends waren wir allerdings auch fertig wie Hulle und haben nur noch gemütlich auf unserem tollen Balkon gesessen und die Aussicht mit Wein und Quzo genossen…!
Am dritten Tag wollte ich unbedingt noch ein ganz besonderes Waldstück besuchen, nämlich „mein“ Waldstück! Seit Dezember 2020 mache ich nämlich beim „Urwaldprojekt“ mit! Das heißt, dass ich ein paar Quadratmeter Wald für 50 Jahre gepachtet habe um es so vor Abholzung zu schützen…!
Und durch Zufall sah ich, dass dieses Schutzgebiet nur 20 Kilometer von unserem Bauernhof entfernt ist, so dass ich „meinem“ Waldstück natürlich unbedingt mal einen Besuch abstatten wollte…! Wir fuhren also die paar Kilometer in die Hocheifel und mussten anhand der Koordinaten aber feststellen, dass dieser besagte Wald leider sehr nah am Hochwassergebiet liegt und alle Zufahrtsstraßen gesperrt sind…! Eigentlich wollten wir dort richtig schön spazieren gehen, so konnte ich mir „meinen“ Wald aber leider nur aus der Ferne anschauen…! Na ja, wir sind bestimmt nicht zum letzten Mal in der Eifel gewesen…!
Es war ein super tolles, langes Wochenende!
Fotos gibt es natürlich auch: